Belcanto aus Blei

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Provinziell: Donizettis "L'elisir d'amore" an der Volksoper.

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Provinziell: Donizettis "L'elisir d'amore" an der Volksoper.

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Um Abgründe zu überbrücken", wie sich Volksoperndirektor Dominique Mentha ausdrückte, lud er die Botschafter der 14 anderen EU-Staaten zur jüngsten Premiere an seinem Haus. Vor den erschienenen Diplomaten tat sich dann wahrlich ein Abgrund auf, allerdings kein politischer, sondern der gähnende Schlund der Langeweile. Was als Signal an Europa gedacht war, entpuppte sich als erschreckend mittelmäßige und provinzielle Aufführung. Denn wenn statt Musiktheater eine konzertante Aufführung in Kostüm und Maske geboten wird, bedarf es nicht nur tadelloser, sondern wirklich großer Sänger, um den Verlust an Sinnlichkeit wettzumachen. Bei allem Respekt: Große Sänger stehen bei Gaetano Donizettis "L'elisir d'amore" nicht auf der Wiener Volksopernbühne, vielleicht mit Ausnahme von Maurizio Muraro, der als Quacksalber Dulcamara mit seinem Placebo-Elixier die Handlung vorantreibt.

Felix Prader, der sein Debüt als Opernregisseur gab, wußte mit dieser opera buffa, die im italienischen Original gegeben wird, so gut wie nichts anzufangen, weder Witz noch bittere Untertöne kommen szenisch zur Entfaltung. In das bleierne, lähmende Regiekorsett eingezwängt, werden die alleingelassenen Sänger nur in manchen Momenten von der genialen Musik Donizettis mitgerissen (was auch für das Orchester unter Patrick Furrer gilt): Im Duett legen Maurizio Muraro und Ildiko Raimondi als schnippische Adina eine Probe ihres Könnens ab und in der berühmten Arie Una furtiva lagrima findet auch Mikhail Agafonov, dessen metallisches Timbre bisweilen stört, als liebender Tölpel Nemorino zu bewegender Ausdruckskraft. Leider sind solche Momente rar. Annely Peebo (Giannetta) klingt vielversprechend, Philip Zawisza (Belcore) ist als Ersatz für den erkrankten Bruce Brown gerade noch akzeptabel.

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