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Der neue Festwochen-Intendant Tomas Zierhofer-Kin holt bekannte Stars aus seiner Zeit als Leiter des Donaufestivals Krems nach Wien. Dazu zählt auch der amerikanische Regisseur Ryan Mitchell, der mit viel Blut und Honig in seiner prätentiösen Performance "Promised ends" arbeitet. Immerhin ist Joseph Beuys eine seiner deklarierten Bezugsfiguren. Für die zweistündige bildgewaltige und opernhafte Theaterinstallation benötigte er drei Jahre Vorbereitung, nun erlebt das Auftragswerk seine Uraufführung bei den Festwochen.

Selbstgefällig und viel zu lang

Ausgangspunkt war die Frage nach dem Überleben unter widrigsten Umständen. Welche Rolle dabei Shakespeares König Lear spielt, bleibt bis zum Ende der langatmigen Arbeit unklar. Doch das Entziehen jeglichen Begreifens und Interpretierens gilt als Motto der neuen Festwochen. Das Bedürfnis nach dem Verstehen gilt als zu bürgerlich. Vielmehr demonstriert Zierhofer-Kin sein Kunstverständnis, das Raum für "ekstatische Erfahrung und utopische Gegenentwürfe" schafft. Bereits die Eröffnungsproduktion des chinesischen Künstlers Tianzhuo Chen "Ishvara" sorgte als Live-Performance für eine rauschhafte, polarisierende Atmosphäre, die zweite Premiere feiert nun sich selbst als Blut-und Honig-Happening.

Mitchells Künstlerkollektiv "Saint Genet" - der Name des Schutzpatrons verweist auf das Ansinnen zu Grenzüberschreitungen jeglicher Art - erzählt in seiner Uraufführung von Bedrohung, Tod und Kannibalismus, zeigt aber auch Empathie und Fürsorge. Im Rahmen dieses Gesamtkunstwerks tanzen, zittern und lachen sieben Akteure im Exzess, stammeln repetitiv Phrasen über den Feind in und um uns, klatschen sich Torten ins Gesicht und kuscheln mit ausgestopften Kaninchen.

Seine performativen Recherchen verfolgen die Geschichte amerikanischer Siedler: Mitte des 19. Jahrhunderts durchquerte der Treck der "Donner Party" die USA, in der Hoffnung, in Kalifornien sein Glück zu finden. In der Sierra Nevada aber wurden die Migranten von einem Schneesturm überrascht, die meisten starben. Geschichten von Kannibalismus nähren die Legenden. Mitchell zeigt Grenzsituationen und Tabus als pures Körpertheater, während der Regisseur selbst am Pult steht und die Aktionen dirigiert. Auf der anderen Seite der Bühne spielen sechs Musiker live, die ersten Töne klingen vielversprechend, im Laufe dieses selbstgefälligen, prätentiösen und viel zu langen Abends blieb schließlich die Musik auch das Interessanteste. Viele verstörte Zuseher verließen die Premiere. Am Ende, nachdem ein heiterer Reigentanz der nackten Akteure die Performance abschloss, herrschte Ratlosigkeit. Aber verstehen ist hier ja ohnehin keine Kategorie.

Promised Ends: The Slow Arrow of Sorrow and Madness

Wiener Festwochen, Halle G im MuseumsQuartier, 19., 20. Mai

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