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"Mutter Courage" im Linzer Landestheater.

In der spartanisch schlichten Bühne (Martin Riches) mit dem Marketenderwagen der Courage als dominantes Versatzstück hat Gerhard Willert die bis heute gültige Parabel von Krieg, Kriegsgräueln und Kriegsgewinnlern, von Tätern und Opfern eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die von ihm verwendete Fassung basiert auf dem Soufflierbuch des Berliner Ensembles 1951. In den Kostümen von Alexandra Pitz führt er sein Ensemble durch zwölf Jahre des Dreißigjährigen Krieges, von 1624 bis 1636.

Die Handlung läuft zunächst gemächlich an, quasi als Exposition, doch Willert zieht die Zügel immer fester an, Dichte, Tempo und Dramatik steigernd. Die prachtvolle Olga Strub ist in der ambivalenten Rolle der Courage zu erleben - eine Mischung aus verdeckter Mutterliebe und kaufmännischem Geschick -, die Brecht aus ideologischen Gründen als "Hyäne des Schlachtfeldes" sehen wollte. Strub gibt sie unerschrocken, frech und fröhlich, auch derb mitunter, aber nie ordinär und stets überzeugt, "sich's richten" zu können, selbst dann, als das Leben ihres naiven Sohnes Schweizerkas (Christoph Rath) gegen den Verkauf ihres Wagens auf dem Spiel steht. Aber sie hasardiert und verliert. Auch ihren Sohn Eilif, den der Krieg zum wüsten "Helden" gemacht hat (Andreas Kiendl), wird sie entgegen ihrer Hoffnung nie wiedersehen. Sie weiß noch nicht, dass der patente Feldprediger (Heiner Take) ihn zur Exekution begleitet hat.

Berührend die Szene, in der sie die verletzte Tochter, die stumme Kathrin, die sich nur durch Körpersprache, Mimik und unartikulierte Laute verständlich machen kann und von Isabella Szendzielorz ergreifend dargestellt wird, behutsam mit dem Löffel füttert. Doch auch dieses Kind wird sie verlieren. Am Ende zieht die Courage ihren Wagen allein in die Dunkelheit hinaus. Sie "muss wieder ins Geschäft kommen".

Brecht pur, woran "Die Band" mit ihrer jazzig schrägen Begleitmusik zu den in Brechtschem Stil vorgetragenen Songs von Paul Dessau hohen Anteil hat. Anerkennung verdienen auch Günter Rainer als charmanter Koch sowie in mehreren Rollen Sabine Martin, Georg Bonn, Erich J. Langwiesner und Joachim Rathke.

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