Danke, Pater Pauker

Zur Jahrtausendwende entdeckt Stift Klosterneuburg die Reichtümer des Jugendstil in seiner Sammlung wieder. Der kunstsinnige Kustos P. Wolfgang Pauker forcierte damals Kontakte zur Szene. Viele kleine, feine Exponate, die den Jugendstil von seiner schönsten, dekorativsten Seite zeigen, sind ihm zu verdanken.

Aufbruchstimmung herrschte hier um die Jahrhundertwende: der "Verein heimischer Künstler in Klosterneuburg" stellte im Stift aus, Egon Schiele war darunter, man erhielt sogar ein Diplom für die Teilnahme bei der Kaiser-Jubiläum Ausstellung. Eine schöne Lithografie an der Schwelle zwischen Historismus und Jugendstil. Eindrucksvoll sind Druckwerke aus dieser Zeit, unter anderem die "Ver Sacrum"-Hefte, zu denen Otto Wagner, Josef Hoffmann oder Kolo Moser Titelblätter schufen. Originelle Illustrationen fielen Ephraim Moses Lilien zu "Die Bücher der Bibel" ein. Das "Hohelied Salomonis" stellt er als großen Rosenberg dar, von dem Vögel schwungvoll an den Seitenrand fliegen, eine Grafik zum Buch Jonas erinnert an japanische Holzschnitte, der Aufbruch zum Sinai steht unter der scherenschnittartigen Darstellung einer Kamelkarawane. Prachtvoll auch die bibliophilen Kostbarkeiten aus Gerlachs Jugendbücherei. Grimms, Bechsteins oder Hauffs Märchen finden sich hier von Meistern der Jugendstilgrafik bebildert, zu den "Nibelungen" schuf C.O. Czeschka ornamentreich durchkomponierte Blätter.

Unter den vielen sakralen Gebrauchsgegenständen, die das Stift in der Jugendstilzeit beauftragte, begeistert vor allem der Klosterneuburger Marien-Ornat: Anton Hofer aus der Meisterklasse Kolo Moser schuf damit ein seltenes textiles Meisterstück der Moderne. Vom frühen Genie Egon Schieles kann man sich einmal mehr überzeugen.

Bis 18. November