Das Loblied auf die Korrespondenten

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Sparen, sparen, sparen. Das ist ein Mantra, das auf dem Küniglberg ebenso zu hören ist, wie es Politik, Aufsichtsorgane und Rechnungshof der ORF-Spitze ins Stammbuch schreiben.

Dass dem Sparstift dabei auch der Informationsbereich - also das Kerngeschäft des öffentlich-rechtlichen Funks - zum Opfer fällt, wurde an dieser Stelle wiederholt und wortreich beklagt. Die Vorgänge in Ägypten waren dem entgegen ein Glücksfall für den ORF: Denn selten gelang es der Anstalt, so unmittelbar und authentisch über die Ereignisse berichten.

Der konkrete Glücksfall hat einen Namen und ein Gesicht: Der ORF-Nahostkorrespondent Karim El-Gawhary war keiner der rasenden Reporter, die zu Katastrophen- und Revolutionszeiten in ferne Länder einfallen, um die jeweilige Lage in Bild, Ton und geschriebenes Wort zu setzen.

Nein, hier lebt einer am Ort, spricht die Sprache der Menschen, über die er berichtet, und stillt den Informationshunger hierzulande. Wie sehr unterschied sich - diese ORF-Auslandsberichterstattung von jener, bei der es eben keinen Korrespondenten gab!

Das Mantra des Medienkonsumenten sollte lauten: So viel kompetente Information wie möglich auftreiben. Die Konsequenz: Der ORF sollte viel (mehr) Geld in seine Korrespondenten stecken. Denn die Ereignisse von Kairo haben Auswirkungen auf Österreich - das sollte dem letzten TV-Zuschauer mittlerweile klar geworden sein.

Und doch ging die Entwicklung bislang in die entgegengesetzte Richtung: Immer weniger Korrespondenten - ein globaler Trend!, immer mehr "abgeschriebene“ Information, weil eben kompetente Recherche Geld kostet. Man muss den ORF ja schon deswegen loben, weil er das Nahostbüro in Kairo - noch - betreibt.

Unser Mantra mag ja einmal mehr naiv klingen: Kein Geld für Chili & Co. Dafür umso mehr für die Kollegen, die uns als Korrespondenten die Welt ins Haus liefern.

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