Den Schwarzen ein Roter...

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Der Volksbildner Franz Maria Kapfhammer: ein Porträt zum 100. Geburtstag.

Sie waren aufbauend mit einem Rest von liebenswürdiger Erbaulichkeit, die Jahre bis in die frühen 60er hinein: Damals wusste noch keiner, was "innovativ" bedeuten sollte, aber man war es schon. Selbst hinter dem Begriffsungetüm "Bundesstaatlicher Volksbildungsreferent" lauerte Innovation, wenn es von einem Mann wie Franz Maria Kapfhammer verkörpert wurde.

Als Jahrgang 1904 gehörte er zu einer Generation, die in Weltuntergängen geübt war: Das Ende der Habsburger-Monarchie erlebte er als 14-Jähriger, beim Untergang Österreichs 1938 war er 34 Jahre alt und als das "Tausendjährige Reich" in Trümmer ging, war er im besten Mannesalter: 41.

Eigensinnige Handschrift

Eine schwierige Kindheit durch den frühen Tod der Eltern formte den Eigen-Sinn des jungen Kapfhammer, der auch in der exzentrischen Kalligrafie seiner Handschrift zu Tage kam. Der Schriftsteller Hans Weigel legte Kapfhammer-Briefe wegen ihres künstlerischen Schriftbildes in seiner Graphik-Mappe ab.

Im Hernalser Realgymnasium machte der Studiosus Bekanntschaft mit dem Bund Neuland, der prägend für ihn sein sollte. In Wien absolvierte er auch die Lehrerbildungsanstalt. 1923-28 wirkte er als Volksschullehrer in der Steiermark und in Niederösterreich und 1928-36 als Hauptschullehrer in Niederösterreich.

In seiner Junglehrerzeit hatte sich Kapfhammer immer auch für die Erwachsenenbildung eingesetzt und 1936 holte ihn Landeshauptmann Karl Maria Stepan in die "grüne Mark": zunächst in das bäuerliche Volksbildungsheim St. Martin, das zu einem "Steirischen Volksbildungswerk" ausgebaut werden sollte.

Er hatte sich immer als Brückenbauer gefühlt. Gerade das aber wurde in der Bürgerkriegsatmosphäre der Ersten Republik immer schwieriger. Der leidenschaftliche Pädagoge Kapfhammer war nach seiner Selbsteinschätzung ein "Großdeutscher" und geriet immer öfter zwischen die Fronten: "den Schwarzen ein Roter, den Frommen ein Ketzer, den Roten und Braunen ein Schwarzer." Nach dem Einmarsch Hitlers im März 1938 schoben ihn die neuen Machthaber ab: als Verwalter des Schlosses Eggenberg und Sekretär der dortigen Musikhochschule.

Nach dem Krieg kam dann die Zeit des einflussreichen Wirkens Kapfhammers als Bundesstaatlicher Volksbildungsreferent (1946-64) und als Vorsitzender der Gemeinschaft katholischer Erzieher. Zudem war er 1949-62 Leiter des Bundes Neuland. In seinen Schriften und Reden mit dem programmatischen Titel "Bekenntnis und Dienst" findet man Grundsätzliches über Themen, die den Volksbildner Zeit seines Lebens beschäftigt haben: Ehe, Elternschaft, Familie, Erwachsenenbildung, Erziehung, politische Bildung...

Bekennender Christ 1939

Kapfhammer scheute sich nie, sich als Christ zu bekennen - auch wenn das nicht opportun war, so zum Beispiel in seinem 1939 veröffentlichten Beitrag "Warum ich die Kirche liebe". Er wandte sich "an die Stillen im Lande", um ihnen Mut zu machen, als es auch hierzulande immer lauter wurde. Aber so sehr er das Schreiben ernst nahm - seine wahre Stärke war das direkte Gespräch, diese An-Rede durch einen lauteren, bis ins hohe Alter begeisterungsfähigen Menschen. Dazu kam das parteiübergreifende Zusammenführen von Menschen in Seminaren, Gesprächsrunden und kulturellen Arbeitskreisen in fast allen steirischen Bezirken. Kapfhammer starb Ende 1989.

100 Jahre Franz Maria Kapfhammer Festakademie im Volksbildungsheim

St. Martin, Graz, Kehlbergstr. 35

Freitag, 23. April, 17 Uhr

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