Der freie Strommarkt ist ein Flop

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Während sich die Medien in Österreich auf die totale Liberalisierung des Strommarktes im nächsten Oktober freuen, zeigt das große Liberalisierungsvorbild Kalifornien, dass Strom nicht billiger wird, wenn der Markt "freie Hand" hat. Dort ist der Preis pro Kilowattstunde für Haushalte auf über drei Schilling angestiegen. Inzwischen gehören für kalifornische Stromkunden Versorgungsengpässe zum Alltag. Appelle zum Stromsparen werden ausgegeben, sogar der Stromnotstand ausgerufen.

Hauptgrund für das Chaos ist die Deregulierung. Diese hat dazu geführt, dass die Konzerne die Investitionen in das Netz und die Reservehaltung vernachlässigt haben. Was tut man nicht alles um kurzfristig Gewinne zu machen?

Nur Spekulanten machen gegenwärtig Riesengewinne. Welche absurde Blüten der "freie Markt" treibt, zeigt das Beispiel der Aluminium-Industrie: Da sie billigen, subventionierten Industriestrom bezieht, kamen die Manager auf die glorreiche Idee eingesparten Strom über die "Börse" an die Stromwerke zurückverkaufen.

Gesagt, getan, sie legten ihre Schmelzöfen still und schickten ihre Arbeiter nach Hause. Seither verdienen sie ein Vermögen, indem sie den konnte sie den gesparten Strom zum über 24fachen Preis ins Netz speisen. Mit mehr als 50 Millionen Dollar lohnt sich der Verkauf von Kilowattstunden weit mehr als der Absatz von Aluminium. Inzwischen profitieren auch die Energiefresser Düngemittel- und Papierindustrie vom "Stromhandel".

Brokern und Händlern wurden inzwischen die Lizenzen entzogen, die Architekten der Marktöffnung wurden gefeuert und durch eine Sonderkommission ersetzt, die ein neues Stromgesetz erarbeiten soll. Kommentar von Gouverneur Gray Davis: "Die Deregulierung ist ein kolossaler Fehlschlag!"

Jetzt kommt auf Kalifornien eine Klageflut zu. Konsumentenvereine wollen einen Schadenersatz von rund zwei Milliarden Dollar für jene Kunden, die für strukturelle Fehlentwicklung zur Kasse gebeten wurden. Und wir Österreicher freuen uns auf den billigeren Strom des freien Marktes. Dabei wäre es höchst an der Zeit über Energiesparen zum Schutze unserer Ressourcen und des Weltklimas zu sprechen und nicht nur über billige Strompreise und deren Folgewirkungen.

Der Autor ist Mitarbeiter von Klimabündnis Kärntnen.

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