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Die Himmelsscheibe von Nebra, ein Schlüsselfund der Bronzezeit, im Naturhistorischen Museum.

Sie ist die älteste bekannte Himmelsdarstellung der Menschheitsgeschichte. 3.600 Jahre ist die Himmelsscheibe von Nebra alt und einer der Schlüsselfunde der europäischen Bronzezeit. Sonne, Mond und Sterne prangen in Form kunstvoll gearbeiteter Goldauflagen von der einst nachtschwarz gefärbten Metallscheibe. Das Sternbild der Plejaden ist erkennbar, weiters zwei goldene Horizontbögen, die den Sonnenlauf zwischen Frühling und Herbst am Himmel nachvollziehen, sowie eine Sonnenbarke bei ihrer Fahrt über den Himmelsozean. Auf der Nachbildung einer solchen Sonnenbarke ist dieses einmalige Fundstück noch bis 5. Februar im Wiener Naturhistorischen Museum zu bestaunen, zum ersten Mal außerhalb Deutschlands, wo es 1999 von Raubgräbern gefunden wurde.

Europas Bronzezeit ...

In der Gunst der Wissenschaft und des Publikums stand die europäische Bronzezeit (zirka 2.200 bis 800 v. Chr.) lange im Schatten der frühen Hochkulturen in Ägypten und dem vorderen Orient. Das Pech: Die Bewohner Europas kannten keine Schrift und hinterließen daher keine schriftlichen Aufzeichnungen. Aber sie waren alles andere als zurückgeblieben: Sie unterhielten Handelsbeziehungen über hunderte, ja tausende Kilometer: So stammt das Kupfer der im ostdeutschen Bundes-land Sachsen-Anhalt gefundenen Himmelsscheibe aus den Ostalpen, wahrscheinlich aus Salzburg; in England fanden Archäologen sogar Schmuck aus dem Land der Pharaonen. Die bronzezeitlichen Europäer besaßen großes astronomisches Wissen, das auf langfristigen Beobachtungen beruhte. Sie errichteten monumentale Steinbauten - wie etwa Stonehenge - und Kreisgrabenanlagen, die nach astronomischen Gesichtspunkten ausgerichtet waren. Allein in Niederösterreich wurden bisher mehr als 200 Kreisgrabenanlagen entdeckt. Ihre sternkundigen Priester trugen lange Umhänge und hohe, spitze Hüte aus Gold - und haben im Archetypus des Zauberers, von Merlin bis Harry Potter, die Jahrtausende überdauert.

... lieblos präsentiert

Die um die Himmelsscheibe herum gestaltete Ausstellung "Der geschmiedete Himmel" bietet mit zahlreichen bedeutenden Funden aus Österreich und Mitteleuropa einen umfassenden Einblick in die Kultur der Bronzezeit in unseren Breiten. Zu sehen ist etwa der Helm von Paß Lueg (Salzburg), ein Bronzehelm mit prächtigem Kamm und Wangenklappen, der als Vorbild für das Logo der bekannten französischen "Gauloises"-Zigaretten diente. Oder das Grab einer Frau aus dem niederösterreichischen Franzhausen. Ein Stirnband, Zopfringe und ein seltsamer Kopfschmuck zeugen davon, dass die Dame mit einer aufwändigen Frisur in ihre letzte Ruhestätte gebettet wurde. Auch die Himmelsscheibe von Nebra wurde gewissermaßen zu Grabe getragen. Der Kultgegenstand wurde wohl im Rahmen einer religiösen Zeremonie als Gabe an die Götter im Boden vergraben.

Was die Objekte anbelangt, ist die Schau im Naturhistorischen Museum eigentlich eine bedeutende Großausstellung über die mitteleuropäische Bronzezeit. Eine gewisse Unprofessionalität verhindert freilich, dass sie als solche wahrgenommen wird. Das betrifft nicht nur das Marketing, sondern auch die Art der Präsentation: Will man in den Hauptraum der Ausstellung, muss man an uralten ausgestopften Tieren vorbei. Unverständlich auch, dass die originale Himmelsscheibe gleichwertig mit einer Nachbildung des Sonnenwagens von Trondheim präsentiert wird, einem berühmten Fund aus Dänemark. Nicht einmal einen eigenen Katalog für die Wiener Ausstellung gibt es.

Der Geschmiedete Himmel

Die Himmelsscheibe von Nebra

Naturhistorisches Museum Wien

Burgring 7, 1014 Wien

www.nhm-wien.ac.at

Bis 5. 2. Mi-Mo 9-18.30, Mi 9-21 Uhr

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