Der träge Velazquez

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Leben und Werk des Hofmalers und großen Porträtisten.

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Leben und Werk des Hofmalers und großen Porträtisten.

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Einen sowjetischen Kulturoffizier in Baden bei Wien inspirierte die transparente Malweise der Velazquez-Bilder im Kunsthistorischen Museum zur Theorie, Velazquez habe deshalb, weil er das träge Leben eines spanischen Adeligen führte, eine schnelle Malweise entwickeln müssen. Ein origineller Gedanke, interessant vor allem, weil jener sowjetische Kulturoffizier Boris Pasternak hieß. Wer ihn verifizieren möchte und dann doch sehr relativieren wird, findet im neuen Bändchen der Dumont-Reihe "Berühmte Maler auf einen Blick" eine übersichtliche, chronologisch gut gegliederte Einführung in das Werk des spanischen Hofmalers, der den Brokaten und Seiden, den Falten und Bordüren der ausladenden Damengewänder einen unübertroffenen Glanz zu geben verstand, vor allem aber nicht nur ein großer, sondern, was bei Hofmalern viel seltener ist, ein ehrlicher Porträtist war. Er hatte den Mut, Hässliche hässlich zu malen. Kaum ein Ausspruch erzählt uns so viel von der Stellung dieses Hofmalers und von seinem Verhältnis zu seinen Auftraggebern wie ein Satz Philipps IV. zwei Jahre vor seinem Tod: "Seit neun Jahren hat er kein Bild mehr von mir gemalt, aber ich kann mich schwer dazu durchringen, weil ich nicht mit seiner Trägheit konfrontiert werden will, aber auch, um mich nicht gealtert zu sehen." Velazquez' Trägheit: Vielleicht hatte der sowjetische Kulturoffizier in Baden doch nicht so ganz unrecht mit seiner Theorie.

Ein reich in Farbe illustriertes schmales Buch, das sich jeder Spanienreisende zu Gemüte führen sollte, auch wenn er nicht ins heiße Madrid kommt, wo sich der klimatisierte Prado freilich empfiehlt. Ein Buch über Velazquez, über Malerei, deren soziale, ökonomische und politische Entstehungsbedingungen, über den italienischen Einfluss auf die spanischen Künstler, deren lockeres Verhältnis zur antiken Mythologie und nicht zuletzt über die Geschichte Spaniens.

DIEGO VELAZQUEZ Text: Rosa Giorgi Dumont Verlag, Köln 1999 144 Seiten, Pb., öS 123,-/e 8,97

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