Deß Geitzes Gott

19451960198020002020

Gotische Bergbauheilige im Bergbaumuseum Leogang.

19451960198020002020

Gotische Bergbauheilige im Bergbaumuseum Leogang.

Werbung
Werbung
Werbung

Aus der Gesellschaft des Mittelalters, die ohnehin stark vom christlichen Glauben geprägt war, ragten die Bergleute durch besondere Religiosität heraus - kein Wunder, gehörte und gehört die Arbeit unter Tage zu den gefährlichsten überhaupt. Den tiefen Glauben der mittelalterlichen Bergknappen dokumentiert nun eine einmalige Sonderausstellung im Bergbaumuseum Leogang, der ältesten Bergbaustätte des Salzburger Landes: "Bergbauheilige. Gotische Skulpturen aus dem Alpenraum", wo neben der hauseigenen Sammlung gotischer Heiligenfiguren auch Leihgaben zahlreicher bedeutender Museen und Sammlungen zu sehen sind.

Entsprechend der mittelalterlichen Volksfrömmigkeit, verehrten die Bergleute vor allem die lebensnahen und auch sehr lebensecht dargestellten Heiligen. Die Bergbauheilige schlechthin ist Barbara, eine Märtyrerin des 3. Jahrhunderts, die der Legende nach auf der Flucht in einem sich plötzlich öffnenden Fels Schutz gefunden haben soll. Aber wie die Ausstellung in Leogang zeigt, gab es eine wahre Fülle an Bergbauheiligen, auch solche, die eigentlich mit Bergbau nicht viel zu tun hatten: so etwa Leonhard, der zu einem der beliebtesten Allround-Heiligen des süddeutschen Raumes zählte. Wie einige der ihm geweihten Kirchen wird auch jene in Leogang von einer Kette umspannt - hieß es doch, dass Gefangene, die ihn anriefen, augenblicklich von ihren Fesseln befreit würden. Weil Spanien durch die Ausbeutung Amerikas zu immensen Gold- und Silberschätzen gelangt war, wurde auch der Schutzpatron des Landes, Jakobus der Ältere, im ausgehenden Mittelalter zum Metallheiligen und damit zum Ansprechpartner für Bergleute.

Im Zuge der Reformation änderte sich die Mentalität der Knappen: Sie waren stärker als andere offen für die Gedanken etwa eines Martin Luther, selbst Sohn einer sächsischen Bergbaufamilie. Im Regensburger Ständebuch aus dem Jahre 1698 wurde den nunmehr als materialistisch eingeschätzten Bergleuten das Motto mit auf den Weg gegeben: Man sucht aus tieffem Schacht zu ziehen/ deß Geitzes Gott, den Raub der Zeit:/Ach! Mögte man sich so bemühen,/in diesem Berg der Fruchtbarkeit/ zu graben nach unsichtbarn Sachen,/die Gold und Silber unwerth machen!

Bis 31. Oktober Information: 06583/7105

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung