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Um den neuen Roman "Ruhm" von Daniel Kehlmann vorab zur Rezension zu bekommen, musste auch die Literaturressortleiterin der FURCHE unterschreiben, vor dem Erscheinungsdatum am 16. Jänner keine Besprechung des Werks zu veröffentlichen. Stolze 250.000 Euro drohte der Verlag als Strafe fürs Zuwiderhandeln an.

Hinter solch wahnwitzig anmutendem Vorgehen steckt zum Ersten ein reales Problem: Verlage übermittlen den Rezensenten ihre Neuerscheinungen so, dass diese die Werke auch lesen und zum Erscheinungsdatum mit seriöser Kritik aufwarten können. Die Verleger versehen die Vorausexemplare mit Sperrfristen - auch um Chancengleichheit der Rezensenten zu wahren. In letzter Zeit hielten sich immer weniger an diese Fristen - Quotendruck herrscht auch hier: Wer sich als Erster der Kenntnis einer vermeintlich oder tatsächlich relevanten Neuerscheinung rühmt, will Themenführerschaft markieren. In einem lauten Geschäft glaubt der am meisten zu reüssieren, der am lautesten schreit: "Ich bin der Erste!" Dass aber Kritik - und das gilt entsprechend etwa auch für die Filmkritik - vom Wettstreit der Medien lebt, wird dabei konterkariert.

Doch nicht nur die Medien sind zu schelten: Verlage suchen sich quoten- und oder prestigeträchtige Medien aus, die dann "gleicher" als andere behandelt werden. Dass etwa schon am 11. Jänner in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung eine ausführliche - und, man möchte fast sagen: selbstverständlich, hymnische - Kritik des neuen Kehlmann-Romans erschienen ist, gibt zu denken. Es habe "einige, wenige Sonderabsprachen" gegeben, wird der Verlag dazu zitiert.

Es geht um viel Geld. Sehr viel Geld. Denn anders ist nicht zu erklären, dass Medien ohne Möglichkeit der "Sonderabsprache" gleich mit einer Viertelmillion Euro Pönale bedroht werden. Das ist aberwitzig.

Und bedroht die journalistische Freiheit. Denn Kritik gehört zu den Säulen der Profession.

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