Die Biowelle spült Fragen auf den Tisch

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Der Agrarbiologe Clemens G. Arvay hat ein Buch namens "Der große Bio-Schmäh“ geschrieben. Darin kritisiert er die zerstörerische Wirkung sogenannter Bioeigenmarken von Hofer, Billa und Spar auf die nachhaltige Landwirtschaft. Diese Konzerne, die mehr als 90 Prozent des Bioumsatzes in Österreich machen, designen laut Arvay eine industrialisierte Lebensmittelerzeugung auf Basis von Monokulturen.

Der Kritik folgt moralische Unsicherheit

Der Biodiversität sei das nicht gerade zuträglich, meint der gebürtige Grazer. In ein ähnliches Horn stieß bereits vor einigen Jahren der US-amerikanische Starautor Michael Pollan. Er beschrieb in seinen Büchern die riesigen, kaum nachhaltigen Biofarmen in Nordkalifornien und die Konsumpraxis, "mit gutem Gewissen“ Biotomaten aus Argentinien nach San Francisco zu fliegen. Pollan kritisiert weniger die Handelsriesen, als die aus der Hippiebewegung hervorgegangen Biobauern und Konsumenten.

Diese kritischen Auseinandersetzungen mit einem wachsenden Marktsegment bringt moralische Unsicherheit mit sich. Seit wenigen Jahren wächst eine Gruppe von Konsumenten, die sich selbst als "LOHAS“ (Lifestyles of Health and Sustainibility) bezeichnet. Sie wollen mit ihrem Kaufverhalten - auch - die Welt retten. Diese Menschen werden, nicht zuletzt wegen ihrer Kaufkraft, vom sogenannten Markt sehr ernst genommen. Unter anderem werden sie von einem sprechenden Schwein im radikal traditionellen Bauernambiente umworben. Völlig überraschend werden sie nun mit der These konfrontiert, dass es diese überglücklichen Tiere gar nicht in der Menge gibt, wie sie im Supermarkt angeboten werden. Ist der Bauer im TV am Ende ein Schauspieler und kann das Schwein nur sprechen, weil es einen Kaugummi im Mund hat?

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