Die erste Frau im Staat

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Erwin Pröll ist wie der Semmering: "In meinem Inneren ist es klar wie reines Quellwasser", hat er gestanden. Erwin Pröll ist aber auch wieder nicht wie der Semmering. Denn im Unterschied zum tunnellosen Berg hat Pröll recht schnell sein Innerstes nach außen gekehrt und felsenfest wasserklargestellt, dass er der "erste Diener Niederösterreichs" bleibt.

Wer ist jetzt noch für den ersten Diener Österreichs übrig? SP-Vize Heinz Fischer wird vielleicht einmal als der letzte Kandidat für das höchste Amt im Staat in die Geschichte eingehen. Denn, anders als für Politikerinnen, scheint die Hofburg für Politiker nicht mehr reizvoll zu sein. Auch wenn sich die Angesprochenen für die Ehre, die ihnen damit zuteil werde, recht höflich bedanken - so wirklich zieht es keinen von den Hebeln der Macht zur Schaltzentrale der Repräsentanz.

Grüne Antwort auf Pastell

Was im übrigen keine österreichische Besonderheit ist. Denn auch in Deutschland ist mit der früheren Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth eine Frau als chancenreiche Kandidatin für das Amt des Staatsoberhauptes ins Gespräch gekommen.

Ins Gerede gebracht hat sich hingegen Eva Glawischnig. Als grüne Antwort auf die pastellfarbene Herausforderung der Volkspartei kokettiert die "Kronprinzessin Van der Bellens" mit dem Einzug in die Hofburg. Nicht ganz wettbewerbskonform grenzt sie das Anforderungsprofil für den/die nächste/n Bundespräsidenten/in ein: "jung, modern, weiblich". Da bleibt nur die "wunderschöne Marxistin" (@ Andreas Khol) übrig.

Bio-Kost beim Gala-Dinner

Mit ihr als Bundespräsidentin, verspricht Glawischnig, würde ein vollkommen neuer Stil am Ballhausplatz 1 Einzug halten. Weg mit "diesem ganzen ersatzkaiserartigen Pomp": unterwegs mit Fahrrad und Straßenbahn, geschrieben wird auf Recyclingblättern, und zum Essen gibt's biologisch bewusste Festdiners.

Zumindest der Noch-Chauffeur des "protzigen Dienstwagens" wird nach dieser Ankündigung hoffen, dass Glawischnig im Parlament bleibt und eine Bundespräsidentin, die mehr für Etikette übrig hat, in die Hofburg einzieht.

Ballhausplatz Nr. 1 & Nr. 2

Mit der Außenministerin bietet sich eine Kandidatin an, die Kontinuität vor und hinter den Tapetentüren garantiert. Benita Ferrero-Waldner wäre ebenso Garant für einen Waffenstillstand in der Schlacht zwischen der Nr. 1 und der Nr. 2 am Ballhausplatz. Genauso wie es bei Ferrero-Waldner unvorstellbar ist, dass sie nicht auch die ihr ungeliebtesten Regierungen mit ihrem freundlichsten Lächeln angelobt.

Von der dritten möglichen Kandidatin weiß man, dass sie Politik als "eine Art Großfamilie" definiert und praktiziert. Und es machte sich sicher gut, wenn Landeshauptmann Waltraud Klasnic auch als Bundespräsident - so wie beim "Wandertag" der Bundesregierung - einem Mäderl am Straßenrand die Schuhbänder bindet. Gegen und gleichzeitig für sie spricht aber ihre Prioritätenliste: "Steiermark-Österreich-Partei". Die hat sie (Ausnahme: Niederösterreich zuerst!) mit ihrem Nachbarn Pröll gemeinsam. WM

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