Die Gunst des Liebestrankes

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Die Theater müssen sparen, vor allem der Subventionsgeber wegen auf die Auslastung ihrer Häuser achten, in Salzburg das Landestheater ebenso wie das Schauspielhaus. Da eignet sich die Zeit vor, zu und nach Weihnachten besonders, die nicht Schi fahrenden daheim Gebliebenen ins Theater zu locken.

Musikalisch schwergewichtig hat das Haus an der Schwarzstraße mit Gaetano Donizettis "L’elisir d’amore“ einen Hit im besten Sinn gewählt, aus dem Orchestergraben vom Mozarteumorchester unter Musikdirektor Leo Hussain präzise umsorgt, feierten als Gäste der 23-jährige Russe Pavel Kolgatin als schüchtern-ungeschickter Nemorino mit italienisch geschultem Tenor und Simona Mihai als Adina mit manchmal dunkel gefärbtem Sopran einen glänzenden Erfolg. Nicht zu übersehen und zu überhören Hubert Wild als indischer Guru-Quacksalber Dulcamara, der das gesamte Personal des Großraumbüros, wohin Regisseurin Nina Kühner die ländliche Idylle samt dem tolpatschigen "Bauernburschen“ Nemorino und Adina als Abteilungsleiterin transponiert hat (Bühne: Hanna Zimmermann, Kostüme: Claudia Caséra), in die Yoga-Begeisterung treibt. Für Nemorino bleibt als Liebestrank schlichter Rotwein, dem Publikum eine wunderschöne "Furtiva lagrima“. Laura Nicorescu ist eine quirlige Gianetta, Simon Schnorr lieh seinen Bariton dem vom Offizier zum CEO mutierten Blender Belcore, den Adina eigentlich heiraten möchte. Dass sie der Belegschaft das Märchen von Tristan und Isolde vorliest, ist vielleicht der PISA-Studie geschuldet.

"Rauhe See“ und "Hauptsache Arbeit“ in Salzburg

Im Schauspielhaus sind zurzeit zwei Stücke zu sehen: Einen Knaller hatte man sich offensichtlich mit Tom Stoppards sicher nicht bestem Stück "Rauhe See“ erhofft, doch scheint die Zündschnur zu feucht geworden. Das Vergnügen einer Szene mit der Probe zu dem unfertigen Stück, das in vier Tagen auf dem Schiff fertig geschrieben werden soll - Elke Hartmann (Natascha) und Antony Connor (Ivor) - wiegt aber die gesamte Stoppard’sche Farce in der Inszenierung von Robert Pienz nicht auf.

"Hauptsache Arbeit“ von Sibylle Berg, der "Fachfrau fürs Fiese“, ist zwar nicht so bleiern, doch stellt sich das Verlosen von Arbeitsplätzen mit dummen Party-Spielen, Trinken und Kopulieren die Autorin so vor. Das Thema "Arbeit“, das Problem, wie am Arbeitsplatz gemobbt und gelogen wird, ist zu Ernst, als dass es mit blankem Zynismus über die Rampe gebracht werden kann.

Volker Wahl als Chef einer Versicherung, deren Arbeitnehmer bei einer Feier solchermaßen von Thomas Pfertner als ständig überdrehter Motivationsratte traktiert werden, müht sich an diesen "Textflächen“ in der Regie von Marion Hackl ab, bis einem selber graut. Dennoch anhaltender Premierenapplaus.

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