Die Königin der Opernwelt

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Sie ist keine Primadonna, sie ist Anna Netrebko. Nach ihrer "Aida" bei den Salzburger Festspielen ist sie mit ihrem in der Mittellage einzigartig weichen Timbre, ihren ausdrucksstarken Höhen und ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz konkurrenzlos. Sie hat den Fachwechsel vom fröhlichen Mädchen zur reifen, leidenschaftlichen Frau überaus erfolgreich vollzogen und macht das Schicksal der Partie, die sie gestaltet, zum spannenden Ereignis.

Die Netrebko ist ein Synonym für Oper und das weit hinaus über die Welt der Klassik. Sie sei die größte Sopranistin des 21. Jahrhunderts, heiß es, toll, göttlich - ohne einen Funken Diva. Sie will auch keine einsame, nur der Kunst ihr Leben aufopfernde Frau sein, wie das etwa Maria Callas war. Sie hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie ihr Leben in vollen Zügen genießen will. Märchenhaft hohe Gagen dementiert sie, hoch sind sie noch immer. Sie weiß, dass sie heute die einzige ist, für die Musikfreunde auch die höchsten Eintrittspreise bezahlen. Sie liebt ihren Mann, den Tenor Yusif Eyvazov, der soeben mit ihr in Salzburg ein von einem gemeinsamen Freund für die beiden komponiertes musikalisches Fest der Liebe, das Album "Romanza", präsentiert. Sie schafft es, bei solchen Anlässen natürlich zu wirken. Allein, wie sie sich bei ihrer "Aida"-Premiere verbeugt hat; wie sie dem Publikum entgegengelaufen ist, zur Umarmung im Dienste Verdis, wie viel Freude und Liebe war da spürbar.

Warum aber kann es heute keine Diven geben? Wahrscheinlich scheuen wir uns davor, eine gewisse Unnahbarkeit zu akzeptieren, die zu Künstlern wie Maria Callas oder Herbert von Karajan dazugehörte. Die Callas hatte übrigens kein so schönes Timbre wie die Netrebko und so manche Konkurrentinnen. Im neuen Biedermeier scheint kein Platz für mehrere Paradiesvögel zu sein. Eine Netrebko für die ganze Opernwelt ist dennoch zu wenig.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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