Die Logik der Lücken

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Beethovens "Fidelio" bei den zehnten Festspielen in Gars.

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Beethovens "Fidelio" bei den zehnten Festspielen in Gars.

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Wie bei Jubiläen so üblich, feierten am vergangenen Freitag auch die Opernfestspiele in Gars am Kamp ihr zehnjähriges Bestehen mit Beethovens "Fidelio". In der wildromantischen Kulisse ist wenig zusätzliche Dekoration nötig. Wie von selbst fügt sich das Stück in die natürliche Umgebung ein. Leider ist das einer der wenigen positiven Aspekte.

Intendant und Regisseur Karel Drgac hat viele Nummern umgestellt. Gleichzeitig unterläßt er es aber, die dramaturgischen Lücken durch Zwischendialoge wieder zu schließen. Vielmehr kürzt er drastisch, was wahrscheinlich auf die fehlenden Deutschkenntnisse der Protagonisten zurückzuführen ist. Ähnliche Unlogik kommt im Duett "O namenlose Freude" auf. Leonore singt vom "Mann an ihrer Brust", Florestan selbst befindet sich jedoch am anderen Ende der Bühne.

Der Wiener Publikumsliebling Janez Lotric ist ein überzeugender Florestan, der auch über das Stimmmaterial für Open Air-Aufführungen verfügt. Anders Waltraud Vogel als Leonore. Ihre Stimme klingt fahl und eng. In ihrer großen Szene im ersten Akt läßt sie jegliche Dramatik vermissen. Im weiteren Ensemble kann nur mehr Stephen Owen als Pizarro überzeugen. Großartig zeichnet er den bösartigen Charakter des Gouverneurs. Das Orchester der Janacek- Oper Brünn unter Ivan Parik zeigt sich in schwacher Form. Besonders störend sind bei rascheren Tempi die Koordinationsprobleme mit dem Ensemble. "Fidelio" in Gars ist ein netter Ausflug für laue Sommernächte; künstlerisch wertvoll ist die Aufführung nicht.

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