Die Wiederkehr des Luc Bondy

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Seine letzten Jahre waren von schwerer Krankheit geprägt - aber auch von Arbeiten, die nur selten sein großes Können unter Beweis stellten. Die Rede ist von Luc Bondy, einem der führenden Theater- und Opernregisseure Europas, der seit fünfzehn Jahren Intendant der Wiener Festwochen ist. Auch in dieser leitenden Position hat er sich immer im Hintergrund gehalten. Bondy ist nie greifbar, und er ist vollkommen widersprüchlich. Es lasse sich dieses Phänomen aus dem Krankheitsbild seiner frühesten Jugend, einem Krebsgeschwür, ablesen, erklärte er einmal. Er sei ein Zwilling, dessen zweiter Fötus sich nicht entwickelt habe und vom anderen absorbiert worden sei. Die Spaltung sei in ihm immer vorhanden.

Deshalb wohl schafft er es, Menschen mit allen ihren unerklärlichen Gegensätzen, mit dem ganzen Chaos ihrer Gefühle darzustellen. Wie kaum ein anderer vermag Bondy die Schwingungen menschlicher Beziehungen herauszuarbeiten. Schon in seinen frühen Arbeiten gelang es ihm, die in ihren erotischen Wirrnissen umherirrenden Menschen Shakespeares, Schnitzlers oder Marivauxs in großartigen Momentaufnahmen auf der Bühne festzuhalten. Doch dann überwogen hohle und äußerliche, vor allem auch im Musiktheater angesiedelte Arbeiten, die ihm viel Geld einbrachten. Bondy bezeichnete sich selbst als Luxustier.

Und jetzt das Wunder. Peter Handke widmet ihm seinen Sommerdialog "Die schönen Tage von Aranjuez.“ Wie Bondy diesen skurril-poetischen Text über die Ausweglosigkeit glücklicher Liebe zum Klingen bringt, ist sehenswert. Immer leicht, bisweilen melancholisch, bisweilen kauzig, komisch. Harte Arbeit ist das, sagt er mir nach einer Probe. Und Bondy ist wieder ganz Bondy, weil er das macht, was er am besten kann. Er begibt sich in die Verästelungen und Labyrinthe menschlicher Seelen.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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