Die Geister, die ich rufe

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Luc Bondy stellt jene in den Mittelpunkt, die ihn umgaben und umgeben.

Der Dibbuk in der jüdischen Tradition ist ein Geist, die sündige Seele eines Toten, die in einen lebenden Menschen hineinfährt, ihn lenkt und auch verderben kann. Ich bin seit frühester Kindheit {...} bewohnt von Dibbuks, nicht nur von toten Seelen, mehr noch von lebenden."

Die zentrale Figur in Luc Bondys Aufzeichnungen "Meine Dibbuks. Verbesserte Träume" ist tatsächlich oft gar nicht Luc Bondy selbst, und schon gar nicht in der Rolle des Theatermannes. Der zieht die Fäden nur im Hintergrund.

Zwar vom Leben und Erlebten des Autors geprägt zeigt das Bändchen doch einen Bondy, der sich selbst nicht allzu wichtig nimmt und über sein Ich und seine Schwächen herzhaft lachen kann. Und die Leser lernen ihn vor allem im Spiegel seiner Freunde und Bekannten kennen.

Da ist einmal die spartanische Internatszeit, da sind Taxifahrer in Wien und Paris, da ist die Zuckerkrankheit und der von allerlei Mühsal und auch Missgeschick begleitete Umgang mit ihr. Da sind Erfolg und Misserfolg, eine besorgte Mutter, der Vater vor und nach dem Schlaganfall, so mancherlei Regiearbeit und vor allem Freunde und Bekannte. Im Vordergrund steht niemals Bondys Karriere, sondern stets das allzumenschliche Zwischenmenschliche.

Unter Verzicht auf Eckdaten und Chronologie erzählt Bondy in wechselnder Distanz von Menschen und Erlebnissen, die ihm wichtig sind. Oft sind es die kleinen Dinge, die große Wirkung haben. Bondy erzählt nicht von seinem Werdegang, schreibt keine Memoiren, sondern ein Stück Literatur. Er inszeniert Situationen seines Lebens und schickt Figuren in den Text. Damit wird er selbst zur Bühne, führt Regie für seine "Dibbuks", die er zwar nicht hätschelt, aber braucht und schätzt.

"Körper und Seelen sind durch mich hindurchgewandert, haben in mir geatmet, für mich gesprochen, und wenn einer, leer und verbraucht, mich wieder verließ oder gar in mir verweste, bin ich ausgezogen, um andere zu mir zu rufen, um meine Seelenpension ja nicht unbewohnt zu lassen." Ein schönes, warmes kleines Buch.

MEINE DIBBUKS

Verbesserte Träume

Von Luc Bondy

Zsolnay Verlag, Wien 2005

187 Seiten, geb., e 20,50

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