Dienstmann der Theaterkunst

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Ausstellung im Österreichischen Theatermuseum erinnert an den großen Schauspieler Hans Moser.

Wie nehmen wir ihn denn?" So hochdeutsch klang der berühmte Satz aus Hans Mosers legendärer Dienstmannrolle in seiner Diktion kaum. Es ging darum, wie man einen schweren Koffer anpacken sollte. Ähnliche Schwierigkeiten bereitet es, für eine Beschäftigung mit Moser den richtigen Ansatzpunkt zu finden. Man überhebt sich leicht, wenn man diesen körperlich und auch in vielen Rollen "kleinen", aber künstlerisch so großen Mann für eine Ausstellung - oder einen Zeitungsartikel - in einem begrenzten Rahmen präsentieren muss.

Auch 40 Jahre nach seinem Tod kennt ihn noch fast jeder - dank seiner Filme. Zwei Wiener Kinos bieten nun eine Retrospektive aus seinem Schaffen: bis 13. 1. das Metro Kino, anschließend bis 3. 3. 2005 das Bellaria Kino. Und das Österreichische Theatermuseum zeigt eine Hans Moser-Ausstellung, die neue Wege geht. Man wandelt nicht durch viele Räume mit Theaterzetteln, Fotos und Plakaten an den Wänden und Vitrinen in der Mitte, die den Blick auf persönliche Gegenstände, Kostüme oder Requisiten freigeben. Stattdessen ist man in einem Raum mit zehn Stelen konfrontiert, auf denen wesentliche Stationen seines Lebens in Wort und Bild erscheinen, unterlegt von einer Toncollage, die seine oft nachgeahmte und trotzdem unverwechselbare Sprechweise dokumentiert.

In einem anderen Raum steht der Filmschauspieler Hans Moser im Zentrum. Eine breite Leinwand zeigt zugleich Ausschnitte aus jeweils fünf Moser-Filmen, in der Mitte läuft eine Folge von Szenen aus verschiedenen Filmen, die Moser immer wieder in ähnlichen Situationen zeigen und den Anschein erwecken könnten, Moser habe über ein beschränktes Repertoire schauspielerischer Mittel verfügt und dieses immer wieder gleich eingesetzt.

Diesen Eindruck widerlegen überzeugend Hans Mosers große Theaterauftritte der letzten Lebensjahre: der berührende Vater Weiring in Schnitzlers "Liebelei", der pfiffige Flickschuster Pfrim in Nestroys "Höllenangst", der bösartige Zauberkönig in Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald", das Hohe Alter in Raimunds "Der Bauer als Millionär" oder der himmlische Polizeikonzipist in Molnárs "Liliom". Moser war nicht nur ein grandioser Komödiant, der 150 Filme drehte, sondern auch ein faszinierender Menschendarsteller auf der Bühne.

Hans Moser (Jean Julier) war schon über 40 Jahre alt, als die Größe seiner Begabung entdeckt wurde und ihn Max Reinhardt in sein Ensemble holte. Für seinen Kollegen Paul Hörbiger war Moser "der begnadetste Komödiant überhaupt". In der NS-Zeit verweigerte der Liebling des Filmpublikums (aber auch der Parteibonzen) die Trennung von seiner jüdischen Frau Bianca, und sie konnte überleben. Im Alter brillierte Moser in der Josefstadt, am Burg- und Akademietheater und bei den Salzburger Festspielen.

Die Ausstellung wurde von Ulrike Dembski und Christiane Mühlegger-Henhapel kuratiert, denen auch der informative Katalog zu verdanken ist, und von Architekt Arno Grünberger gestaltet. Die Filmausschnitte zeigen Moser wiederholt in Szenen vor Gericht - grantelnd, aufbegehrend, seine Lage nicht verstehend und akzeptierend. Das Jüngste Gericht kann Hans Moser gefasst erwarten. Niemand kann ihm vorwerfen, dass er aus seinem Talent nicht ein Maximum herausgeholt hat.

Hans Moser

Österreichisches Theatermuseum,

Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien

Bis 16. 1. 2005 Di-So 10-18 Uhr

Katalog Hrsg. von Ulrike Dembski und Christiane Mühlegger-Henhapel. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2004, 160 S. mit 150 Abbildungen, geb., e 37,-

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