Dumme Junker und feiste Bayern

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Karikaturen von Lyonel Feininger und Eduard Thöny im Karikaturenmuseum Krems

In der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts hat Lyonel Feininger mit seiner vom Kubismus beeinflussten Malerei einen festen Platz. Weitgehend vergessen ist heute aber das Jugendwerk des Deutsch-Amerikaners, mit dem er zwischen 1890 und 1915 zu frühem Ruhm gelangte. Mit Auftragsarbeiten für damals führende Satiremagazine wie "Ulk" oder die "Lustigen Blätter" avancierte er in Deutschland zum gefeierten Karikaturisten. Woche für Woche nahm er mit spitzer Feder und feinem Pinsel zu aktuellen Themen Stellung. Er behandelte die Tücken des Alltags, politische Ereignisse und das Leben des Kleinbürgers. Über 2.000 Arbeiten entstanden damals für Zeitschriften. 50 davon präsentiert das Karikaturmuseum Krems.

In diesen Karikaturen zeigt sich ein anderer Feininger als der, dessen Bilder in Kalendern verramscht werden. Unübersehbar sind aber auch hier der Einfallsreichtum und der eigene Stil dieses Künstlers. Da steckt der englische Kolonialminister Joseph Chamberlain seinen Kopf aus einer gewaltigen Lokomotive, die alles, was sich ihr in den Weg stellt, niederwalzt. "Chamberlains Revanche" nennt sich die Zeichnung, die auf die Kolonialinteressen des britischen Imperiums in Afrika Bezug nimmt. Eine andere Arbeit stellt den amerikanischen Präsidenten Roosevelt als breit grinsenden Revolverhelden dar.

Den eher international orientierten Zeichnungen Feiningers werden im Karikaturmuseum die auf Deutschland konzentrierten Arbeiten von Eduard Thöny gegenübergestellt. Der gebürtige Südtiroler arbeitete jahrzehntelang für die führende Karikaturzeitschrift in Deutschland, den "Simplicissimus". Seine besten Arbeiten lieferte er als Chronist der wilhelminischen Epoche, deren hierarchische Ordnung er immer wieder attackierte. Die Vorherrschaft der Uniform im öffentlichen Leben, der Anspruch ihrer Träger auf höhere Stellung forderten seinen Widerspruch heraus. Das Lächerlichmachen der säbelrasselnden Militaristen und der arroganten Offiziere wurde seine Domäne. Sein geschultes Auge machte die Lust an der Unterdrückung, den Starrsinn, die Fixierung auf Autoritäten an den Gesichtern und den Gesten der von ihm Gezeichneten fest. Immer wieder ritt in seinen Zeichnungen Attacken gegen die preußischen Junker, gegen die bornierten Bürokraten und die engstirnigen Gelehrten. Den unverdorbenen Gegenpol zum Preußentum bildete in vielen seiner Arbeiten die Figur des Bayern. Der wird mit deutlich mehr Sympathie, aber auch nicht selten klischeehaft dargestellt. Er ist ein wenig dümmlich und rauft gern. Thöny liefert auch mit feisten Bauerngesichtern am Wirtshaustisch und den Agitatoren in den Bierkellern Glanzstücke der Karikatur.

Schade nur, dass die Informationstexte dieser interessanten Ausstellung ziemlich allgemein gehalten sind und zur Erschließung der einzelnen Arbeiten wenig beitragen. Wer Feiningers Pointen nur halbwegs erfassen will, muss über großes historisches Detailwissen verfügen.

Lyonel Feininger & Eduard Thöny

Der Kampf um demokratische Werte

Karikaturmuseum Krems

3500 Krems, Steiner Landstraße 3a

www.karikaturmuseum.at

Bis 19. 3. tägl. 10-18 Uhr

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