Ein Bilderfinder, kein Bilderfinder

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Peter Baum, bis vor kurzem Direktor des Lentos Kunstmuseums, beobachtete vier Jahrzehnte die Kunstszene.

Alfred Hrdlicka, Elfriede Jelinek, Fatty George, Joseph Beuys, Giorgio de Chirico, H. C. Artmann, Ella Fitzgerald ... - wie ein Künstlerlexikon wirkt die Porträtsammlung Peter Baums. Darstellende Kunst, Literatur, Musik - dem österreichischen Fotografen und Kunstkritiker ist keine Sparte fremd, außer vielleicht ein wenig das Theater, vor allem das Theater um seine Fotografie.

Er pflegt seine Bilder nicht zu inszenieren, nur in den allerseltensten Fällen ist eine Pose arrangiert. Peter Baum ist Bilder-Finder und nicht Bild-Erfinder, viele seiner Porträts wirken beinahe wie - gekonnte - Schnappschüsse, so sehr sind sie aus dem Leben gegriffen.

Peter Baum zeigt uns Maler bei der Arbeit, im Kaffeehaus, im Grünen oder bei der Ausstellungseröffnung; Autoren in allen Lebenslagen, nur nicht beim Schreiben (dabei wollen sie bekanntlich in Ruhe gelassen werden); Musiker beim Auftritt oder im Gespräch. Er zeigt uns Künstler allein und mit Kollegen - und er zeigt sie uns immer in Schwarz-Weiß. Mit Farbfotografie kann er sich bis heute nicht anfreunden, er zelebriert lieber die einfühlsameren Schattierungen der Graustufen.

1939 geboren, begann sich der spätere Kunstkritiker und Pressefotograf schon in seiner Mittelschulzeit mit Kameras und Lichtbildern zu beschäftigen. Ab 1962 war er unter anderen für die "Salzburger Nachrichten", die "Oberösterreichischen Nachrichten" oder die "Tiroler Tageszeitung" als Kulturberichterstatter tätig und avancierte schon bald zum Experten der Kunstszene. Weiters übernahm er Aufträge von Kunstzeitschriften wie "Alte und Moderne Kunst", bis er 1974 die Leitung der Neuen Galerie in Linz - heute das Lentos Kunstmuseum - übernahm, als damals jüngster Museumsdirektor Österreichs. Damit saß er sozusagen an der Quelle: auf Vernissagen, Pressekonferenzen und später von ihm selbst organisierten Ausstellungen begegnete er Künstlern aus aller Welt und lichtete sie ab für sein persönliches Archiv, ohne dabei jemals seine Haltung des Dokumentators aufzugeben. Kunst- und Pressefotografie sind bei Peter Baum nicht zu trennen.

PETER BAUM PHOTOGRAPH

Hrsg. von Carl Aigner

Verlag Christian Brandstätter,

Wien 2004, 136 Seiten, geb.,

mit zahlreichen Abb., e 25,-

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