Ein Film über Arbeitswelten, aber keine Systemkritik

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Eine Frau auf dem Weg zur Arbeit. Sie betritt in High Heels einen lichtgefluteten Raum, in dem schon 20 andere Frauen auf der Präsentierbank sitzen. Der Raum hat ein Schaufenster. Auf der anderen Seite stehen Männer …

Michael Glawogger verhandelt in "Whores’ Glory“ das "älteste Gewerbe der Welt“: Die Einstiegsszene in diesen Dokumentarfilm zeigt, wie Prostitution in Thailand funktioniert, und welche Rituale zur Verhandlung von Sex dazugehören. Später zeigt der Film ein Mega-Bordell in Bangladesch, genannt "Stadt der Freude“, die nicht nur Arbeitsstätte, sondern auch slumartiger Lebensraum für die Frauen ist. Eine Sequenz in Mexiko, in der Frauen in den Eingangstüren ihrer Mini-Apartments auf Kunden warten, macht Glawoggers filmisches Triptychon komplett. Beim Austarieren der einzelnen Segmente achtet er jedoch nicht auf Ausgewogenheit: In Bangladesch, in diesen Substandard-Verschlägen, hat sich Glawogger am längsten aufgehalten, die beiden anderen flankierenden Teile hat er kurzweiliger gestaltet.

"Whores’ Glory“ ist ein Einblick in einen Mikrokosmos: Glawogger interessiert der Mensch in seinem Umfeld, das hat er bereits in "Workingman’s Death“ und "Megacities“ gezeigt. "Whores’ Glory“ ist ein weiterer Film über Arbeitswelten geworden. Er verzichtet darauf, Sex explizit zu zeigen. Stattdessen stellt Glawogger den Umgang der Frauen untereinander dar, und zeigt vor allem, wie sehr religiös und abergläubisch sie in ihrem Beruf agieren. Er glorifiziert sie, weil er sie als Menschen filmt, nicht als Ware, die man kaufen kann. Ein wichtiger Aspekt fehlt jedoch: Die Frauen, die er zeigt, arbeiten freiwillig; den großen, menschenunwürdigen, verbrecherischen Teil von Zwangsprostitution und daraus erwachsende Abhängigkeiten diskutiert "Whores’ Glory“ nicht. (Matthias Greuling )

Whores’ Glory

A 2011 Regie: Michael Glawogger

Filmladen. 110 Min.

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