Eine Landesbibliothek mit Wohlfühlcharakter

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Runderneuerte Oberösterreichische Landesbibliothek am Linzer Schillerpark: Ein ästethischer Zweckbau mit einem benutzerfreundlichen Freihandsystem, neuer Chiptechnologie und Arbeitsplätzen für Sehbehinderte.

Die festliche Wiedereröffnung der Oberösterreichischen Landesbibliothek, der ältesten öffentlichen Bibliothek des Landes, durch Landeshauptmann und Kulturreferent Josef Pühringer Ende August nach nur knapp zweijähriger Sanierungs- und Erweiterungsphase bedeutet in der Geschichte des traditionsreichen Hauses für Lesepublikum wie Bibliothekspersonal den Beginn einer neuen Ära.

„Gewachsenes und Neues verbinden“: So etwa lässt sich in Kürze einer der Leitgedanken des Stuttgarter Architekturbüros Bez + Kock, das aus dem 2006 durchgeführten Architektenwettbewerb als Sieger hervorging, formulieren. Ermöglicht wurde dies durch den Beschluss der oberösterreichischen Landesregierung 2005, die zur OÖ Landesbibliothek mutierte Studienbibliothek zu sanieren und zu erweitern.

Ein „helles“ Lese-Vergnügen

Betritt man heute die Landesbibliothek, immer noch von vorne durch das Portal der einstigen, denkmalgeschützten „Bundesstaatlichen Studienbibliothek“, die im Stil der Neuen Sachlichkeit erbaut und 1934 eröffnet worden war, dominiert als erster Eindruck: Helles Licht flutet durch die großen, aufwendig restaurierten Kastenfenster von rechts in die einladende Lese-Lounge, in der ein reichhaltiges Angebot an deutsch- und fremdsprachigen Zeitungen zum Schmökern bei einer Tasse Kaffee verführt. Geht man weiter, gelangt man in das zentrale Atrium mit der Info-Theke. Auch dieses lichtdurchflutet und nach Dienstschluss auch als Veranstaltungsort nutzbar; hier, wo früher der Innenhof war, nunmehr integriert in den Neubau, in dem die großen, zusammenhängenden Regalstellflächen untergebracht sind, verbindet sich das Gewachsene mit dem Neuen, das in der Turmfassade des Neubaus in dessen sachlicher Ästhetik augenscheinlich zum Ausdruck kommt.

Weit unterhalb jedoch, und in einem dreigeschoßigen Tiefspeicher gut geschützt, werden die wertvollsten Sammlungen des Landes aufbewahrt, darunter als ältestes Schriftdokument ein Pergamentfragment aus dem Kloster Mondsee in karolingischer Minuskel aus dem ersten Viertel des neunten Jahrhunderts. Und weit oberhalb, im barocken Festsaal des Altbaus, nunmehr „Erlebnisraum Altes Buch“ genannt, überrascht der Linzer Medienkünstler Peter Hans Felzmann mit seiner Videoinstallation „Schrift. Eine Raumerzählung“, die tatsächlich den gesamten ehrwürdigen Raum in Anspruch nimmt, über Boden, Wände und Decke gleitet und 2000 Jahre Schriftkultur vermittelt.

Ein kurzer Rückblick: Die baulich wie inhaltlich unverändert gebliebene „Bundesstaatliche Studienbibliothek“ sollte aufgelassen und der gesamte Buchbesitz inklusive der Zimelien der Kepler-Universität übergeben werden. Dies vermochte das Land nach langwierigen Verhandlungen durch den Erwerb der Studienbibliothek (1998) zu verhindern. Diese und der ehemalige Zentralkatalog der wissenschaftlichen Bibliotheken Oberösterreichs wurden zur OÖ Landesbibliothek, um deren modernes Profil Direktor Christian Enichlmayr seither bemüht ist. Doch nun ist mit der „Landesbibliothek neu“ ein Quantensprung in Richtung wohldosierte Modernität in der Außen- und Innenarchitektur wie der Anwendung aktuellster Bibliothekstechnologien erfolgt.

Was etwa ist also ganz neu? Vor allem die überfällige Wandlung von einer archivarisch orientierten Magazinbibliothek zu einer benutzerfreundlichen Freihandbibliothek nach DDC (Dewey Decimal Classification) in numerischer Aufstellungssystematik, die erstmals in Österreich angewendet wird. Sie ist nach dem Standard angloamerikanischer Bibliotheken in Wissensgebiete gegliedert, sodass jeder Einzelne selbst am Regal arbeiten oder sich informieren kann.

„E-Library“ mit Computerplätzen

Dank einer „Selbstverbuchungsmaschine“ und sogenannter Transponder-Chips, die in Etikettenform in jedes Buch eingeklebt werden müssen und eine eindeutige Identifikationsnummer enthalten, kann in Hinkunft jeder seinen Entlehnvorgang selbst vornehmen. In der „E-Library“ wird der Zugriff auf von der Bibliothek lizenzierte elektronische Dienste wie Datenbanken, E-Zeitschriften, E-books etc. ermöglicht, da die Benutzer an einem der gewiss begehrten Computerarbeitsplätze selbst recherchieren können. Entsprechende Anleitung durch qualifiziertes Personal wird bereitgestellt.

Zwei besondere Angebote: In Hinkunft wird man auch kabellos (über WLAN) mit eigenen Notebooks arbeiten können, und Menschen mit Handicaps stehen in der E-Library ein Digitalisierungsarbeitsplatz wie ein Arbeitsplatz für Sehbehinderte zur Verfügung, um auch ihnen einen Zugang zur Literatur auf dem neuesten Stand der Technik zu bieten.

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