Einige Worte, ein Heiratsantrag

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Vom Liebreiz der Schauspielschülerin Carolina Obertimpfler (Sarah Born) angetan, macht Adolf Loos (Johannes Schüchner) ihr kurzerhand - kaum dass er mit ihr im Kaffeehaus ein paar Takte gewechselt hat -einen Heiratsantrag, den sie auch sogleich annimmt. Diese Begegnung am Stammtisch des Peter Altenberg (Gerhard Rühmkorf) ist historisch verbürgt: Als sie im Sommer 1902 heiraten, ist Lina 19 Jahre alt, der Architekt und Kulturpublizist Loos 31.

Weil Loos Lina aber als ein erst zu formendes Wesen - hin zum "modernen Menschen" - betrachtet und ihr strikte Verhaltensregeln auferlegt, fühlt sie sich eingesperrt und entfremdet sich ihm zunehmend. Dass der Maturant Heinz Lang (Benjamin Muth) derweil um sie freit, kommt ihr, die sie die oktroyierte Rolle als Hausfrau mit Abscheu von sich weist, gerade recht. Lina steht ihrem Verehrer Lang nackt Modell, ihr näheres Umfeld -Altenberg und die fortschrittlich eingestellte Sofie von Waldegg (Michaela Ehrenstein) - weiß um die Mesalliance Bescheid, Loos entdeckt sie zuletzt.

Respektable Darstellung

Um Klarheit zu schaffen, fährt Lina in eine Waldhütte -soll sie sich für Loos entscheiden oder für Lang, der ihr von England aus wehmütige Briefe schreibt? Die historische Lina ließ sich jedenfalls 1905 vom "Baumeister der Moderne" scheiden.

Am Film und Medien Zentrum Margareten (VHS) hat sich rund um Walter Wehmeyer eine ambitionierte Gruppe gefunden, die gemeinsam das Drehbuch geschrieben hat und auch als Regie-Team auftritt.

Diese essayistische Spurensuche ist trotz seiner 94 Minuten etwas langatmig geworden -geschuldet dem Umstand, dass die Szenerie im Epochengefühl der vorletzten Jahrhundertwende, in der Fadesse badet.

Verdienst des Films ist es aufzuzeigen, dass ein langer Atem - der Film benötigte vier Jahre zu seiner Entstehung - belohnt wird: Mit einer respektablen Darstellung bzw. Interpretation der österreichischen Kulturgeschichte.

Lina A 2017. Regie: Walter Wehmeyer u. a. - Mit Sarah Born, Johannes Schüchner, Benjamin Muth, Gerhard Rühmkorf. Thimfilm. 94 Min.

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