The Klezmer Project - © Filmgarten.

"The Klezmer Project": Spuren jiddischer Kultur

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Der semidokumentarische Film von Paloma Schachmann und Leandro Koch hält nicht, was der Titel vorgibt, entpuppt sich aber als faszinierendes Roadmovie.

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Der semidokumentarische Film von Paloma Schachmann und Leandro Koch hält nicht, was der Titel vorgibt, entpuppt sich aber als faszinierendes Roadmovie.

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Selten führt ein Filmtitel so in die Irre wie in der großartigen semifiktionalen Erstlingsarbeit „The Klezmer Project“ von Leandro Koch und Paloma Schachmann. Der spanische Titel der argentinisch-österreichischen Produktion, „Adentro mío estoy bailando“ (In mir tanze ich) gibt viel weniger vor, worum es nicht geht. Denn wer sich von „The Klezmer Project“ erwartet, filmisch in die verschwundene Welt jiddischer Musik geführt zu werden, wird eines Besseren belehrt: Das im Titel angesprochene Projekt ist einem Dokumentarfilm geschuldet, den die beiden Argentinier für den ORF auf die Beine stellen wollen – allerdings kann es diesen Film nicht geben, weil im Osten Europas die Klezmer-Musik nicht mehr existiert.

Eigentlich handelt der Film von Lügen oder nicht einzuhaltenden Versprechungen: Da ist die Geschichte vom Lügner Yankel und der von ihm verehrten Taibele, die von einer Frauenstimme im Off auf Jiddisch erzählt wird. Diese Episode findet Entsprechung im Zueinander der realen Figuren Leandro, seines Zeichens Hochzeitsfilmer auf jüdischen Feiern in Argentinien, und Paloma, der dort – nicht nur, aber auch Klezmer-Musik – aufspielenden Klarinettistin. Weil Paloma nach Europa geht, erfindet Leandro das Filmprojekt, der Klezmer-Musik im Osten Europas nachzuspüren – er will seiner Angebeteten nahe sein. Leandros wie Palomas jüdische Großeltern sind einst aus dem Schtetl emigriert: Das krude Filmprojekt im Film wird so auch zur Spurensuche nach der je eigenen Vergangenheit.

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