Frau in heftigen Umständen

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D ie 22-jährige Marine Vacth wurde mit 15 Jahren von einer Agentin fürs Modeln entdeckt. Ihr Schauspieldebüt gab die gebürtige Pariserin in Cédric Klapischs "Mein Stück vom Kuchen“ (2011), Ozons "Jung und schön“ ist ihre erste Hauptrolle.

Die Furche: Mademoiselle Vacth, es gibt in "Jung und Schön“ viele explizite Sexszenen. Hatten Sie Scheu davor, sich und ihren Körper derartig zu exponieren?

Marine Vacth: Nein, vor den Nacktszenen hatte ich überhaupt keine Angst. Die Angst bestand eher darin, den Film ganz allein tragen zu müssen. Dabei hatte ich ziemlich konkrete Zweifel, nämlich ob ich die ganze Zeit der Dreharbeiten über in der Rolle funktionieren würde, nicht nur auf den fertigen Film bezogen. Die Angst und die Zweifel waren groß, weil ich zum Zeitpunkt des Drehs ja kaum Erfahrung als Schauspielerin hatte und nach wie vor wenig über diesen Beruf weiß.

Die Furche: Agieren Sie sicherer vor der Kamera, weil Sie als Model gewöhnt sind, in der Auslage zu stehen?

Vacth: Es geht bei beiden Jobs natürlich um eine Art des Sich-Ausstellens, und das ist nicht immer angenehm. Ich persönlich hatte nie die Lust verspürt, zu modeln oder zu schauspielen. Beide Dinge sind mir eher passiert, ohne mein Zutun. Was beim Model-Job allerdings nicht so hart ist wie beim Film, ist die Promotion-Arbeit rundherum. Das ist für mich eine Erfahrung, die einfach auch Energie kostet und sehr anstrengend ist.

Die Furche: Können Sie sich mit Ihrer Rolle in "Jung und Schön“ identifizieren? Mit einer jungen Frau, die Prostituierte wird, um sexuelle Erfahrungen zu sammeln?

Vacth: Isabelle setzt sich heftigen Umständen aus. Sie ist mit 17 viel reifer als Gleichaltrige. Ozon wollte kein moralisches Urteil über Isabelle fällen, sondern sie nur ein Stück des Weges begleiten. Deshalb habe auch ich kein solches Urteil gefällt, sondern ging so pragmatisch wie möglich vor.

Die Furche: François Ozon gilt als der große Frauenregisseur Frankreichs. Niemand inszeniert Frauen mit solcher Leidenschaft wie er. Wieso?

Vacth: Ob Ozon ein großer Frauenversteher ist, kann ich nicht sagen. Aber ich finde, Ozon kann sehr authentische Porträts von Frauen machen, die besonders Frauen ansprechen. Ozon sagt selbst, dass das deshalb passiert, weil er als Mann seinem eigenen Geschlecht näher steht. Daher arbeitet er lieber mit Frau-en, weil er in ihnen Neues entdecken kann.

(Interview: Matthias Greuling)

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