Franz Werfels monumentaler Roman "Die vierzig Tage des Musa Dagh" erzählt den perfekt organisierten Massenmord am armenischen Volk nicht als Phänomen, das aus einer unzivilisierten Barbarei entstand, sondern ganz im Gegenteil als Resultat der Modernisierung der westlichen Welt und ihrer gefährlichen Frucht: des Nationalismus. Sein Roman erschien 1933, im Jahr von Hitlers Machtergreifung, und erhielt dadurch eine Bedeutung, die geradezu prophetisch auch Gegenwart und Zukunft Deutschlands betraf. Liest man heute den osmanischen Erlass "Das Ziel der Deportationen ist das Nichts", erkennt man darin auch die Hitler'sche "Endlösung"."Wahrscheinlich wird aber gar nicht soviel geschehen", hoffte Werfel. Sein Roman wusste mehr als er.
Die vierzig Tage des Musa Dagh
Von Franz Werfel
Fischer Taschenbuch Verlag 2014
1029 S., kart., € 15,50