Werbung
Werbung
Werbung

Marie Luise Lebschik und Siegfried Anzinger in der Sammlung Essl.

Die Schau in der Sammlung Essl präsentiert ein Paar in doppelter Bedeutung. Einmal sind sie ein Lebenspaar, zum anderen sind sie auch ein Künstlerpaar. So unterschiedlich die Arbeiten der beiden auch sind, ihre bedächtige Beschäftigung gilt einer Zustandsbeschreibung des Menschen und seiner Natur, einem Zustand, der offensichtlich Zärtlichkeit einfordert. Auf wenige Motive reduziert, dient ihnen die menschliche Figur als Ankerpunkt inmitten des Zweifelhaften, des Verletzlichen und des Unfertigen. In immer neuen Zumischungen umkreisen sie diese Figur, brechen sie auf, nehmen aber die dabei entstandenen messerscharfen Kanten und Ecken gleich wieder zurück - zu scheu, zu verschlossen bleiben die Figuren; der tragende Grund bleibt trotz aller malerischer Erkundungen unauslotbar.

Anzinger, der "junge Wilde" der achtziger Jahre, orientiert sich an den beiden klassischen Motiven der Madonna mit Kind und der Schöpfung. Beide Motive beschreiben dabei viel mehr die Auseinandersetzung mit den eigenen Möglichkeiten, denn die Überbringung einer religiösen Botschaft. Diese ist ohnedies als abgeschlossene Erzählung zugegen, daher reflektiert Anzinger seine Malerei auch auf die zentrale Bedeutung der "Umsetzung", wie er sagt. Jenseits von Verkündigungsrelevanz zeigt er dabei als Weltennabel - bei aller Unbeholfenheit seiner Protagonisten - die Zärtlichkeit. Lebschik beschränkt sich selbst auf zumeist sitzende Mädchenfiguren, junge Frauen in der intimen Selbstfindungsphase der Pubertät, auf dem Weg zur weiblichen Identität. Im Spiel zwischen persönlicher Notwendigkeit der Darstellung und gleichzeitig objektiver Distanziertheit erregt sie bei den Betrachtern eine unmittelbare Sympathie, ein unprätentiöses Mitleiden, und bricht damit die Stille der Selbstversunkenheit auf, hin zu einer angedeuteten Begegnung. Zärtlich sei der Mensch ..., dann besteht die gut grundierte und gemalte Hoffnung, dass sich der Rest auch einstellen wird.

Bis 2. 2., Di-So 10-17, Mi 10-21 Uhr

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung