Der Bauer aus Höflein

Mit der spatenmäßigen Erforschung der kleinbäuerlichen Steuerpächter im Hinterland von Carnuntum haben die Archäologen der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich absolutes Neuland betreten. Jetzt legt Raimund Kastler in Höflein bei Bruck an der Leitha das Gehöft eines Kleinbauern aus dem vierten Jahrhundert frei und liefert damit einen Beitrag zur Aufhellung der Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte Pannoniens.

Daß es in römischer Zeit in Höflein einen Posten der Benefizianer gab, ist schriftlich bezeugt. Er bewachte, bestehend aus Feldgendarmen beziehungsweise Straßenpolizisten zu Pferd, den Verkehr — lag doch Höflein an der Bernsteinstraße, die neben der Limesstraße und der Donau ein wichtiger Handelsweg war. Sie führte von der Ostsee längs der Oder und der March über Carnuntum, Scarbantia (Ödenburg), Savana (Steinamanger), Petovia (Pett- au), Celia (Cilli) und Emona (Laibach) nach Aquilea.

Bald nach Eroberung Ungarns, des Burgenlandes und des Wiener Beckens durch Tiberius und Eingliederung des Gebietes in das römische Imperium, beschlagnahmten die Römer die ertragreichsten Gründe für die Veteranen, in denen die keltischen Vorbesitzer oftmals als Pächter und Landarbeiter bleiben konnten. In der Spätantike gab es dann nur

noch zwei Hofformen: Großgrundbesitze und kleine Anwesen, deren Pächter im Auftrag eines Großgrundbesitzers eine bestimmte Fläche bearbeitet haben. Bestand der archäologisch untersuchte Gutshof von Bruckneudorf aus einem Herrenhaus im Stil einer reich mit großartigen Fußbodenmosaiken geschmückten Portikusvilla sowie aus einem Dutzend weiterer Bauwerke, so besaß das Gebäude des Kleinbauern von Höflein lediglich eine Grundfläche von 20 mal 13 Metern.