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Die weiße Garns des Thronfolgers

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Nach uraltem Jägerglauben muß derjenige, der eine weiße Gemse erlegt, sterben, ehe sich der Pirschtag jährt. Im August 1913 schoß der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand im Salzburger Blühn-bachtal einen schneeweißen Garns-bock, obwohl ihm dringend davon abgeraten worden war. Im Jahr darauf fiel er dem Attentat in Sarajewo zum Opfer.

Das ist nur eine von vielen interessanten Episoden des Buches „Das Karlhaus — Die Geschichte eines österreichischen Jagdhauses", das Susanne Nati-Draxler genau 100 Jahre nach der Errichtung des Karlhauses geschrieben hat. Das in den Jahren 1897 und 1898 in Hüttschlag im Großarltal vom Prinzen Carl Emil zu Fürstenberg errichtete Jagdhaus wechselte mehrmals den Besitzer und war so mit den Schicksalen von sechs Familien verbunden. Mehrere Generationen haben dort ihre Kindheit und Jugend verbracht. Auch die große Geschichte warf ihre Schatten auf das Karlhaus. Ludwig Draxler, Bechtsan-walt und Finanzminister in der Schuschnigg-Zeit, erwarb das Haus für seine Familie und wurde 1938 ein Opfer des berüchtigten ersten Transportes in das Konzentrationslager Dachau. Das Karlhaus wurde von den Nazis beschlagnahmt, die in Hüttschlag eine Musterjagd für Parteibonzen planten; die Jäger wurden der Reichsforstverwaltung unterstellt.

Die Familie Draxler erhielt nach dem Krieg das Anwesen zurück, viele Prominente haben sich seither in das Gästebuch des Karlhauses eingetragen. Die Autorin fügt Familienerinnerungen und Informationen über Jagdrituale und Weidwerk zu einem bemerkenswerten Stück österreichischer Lokalgeschichte zusammen. Viele Dokumente und Rilder und ein Personenregister bereichern den Band.

WM DAS KARLHAUS Die Geschichte ei-mfm nes österreichischen Jagdhauses

I Von Susanne Nati-Draxler Um Eigenverlag Dr. Ludwig Draxler, Wien 1997 (Bestellungen 5611 Großarl Tel: 06414/8644), 192 Seiten, 164 Abbildungen, geb., öS )50,-

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