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Newsky-Kantate von Prokofieff

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Im Festkonzert zum 30. Jahrestag der Sowjetarmee wurde als Hauptstück die patriotische Kantate „Alexander Newsky“ für Altsolo, Chor und großes Orchester aufgeführt. Jüngste Vergangenheit spiegelt sich in historischem Geschehen. So war und ist den Russen die Gestalt des Titelhelden teuer: nach den erfolglosen Kämpfen Jaro- slaws II. und seines Sohnes Andreas gegen die Tataren gelingt es Alexander Newsky (1252 bis 1263) durch Entrichtung eines Tributs und diplomatisches Geschick die „goldene Horde“ in Schach zu halten. Er selbst weilte ein Jahr lang am Hofe des Tatarenehans Berkai, wurde dort ehrenvoll behandelt und starb, erst 45jährig, auf der Rückreise in die Heimat. Newsky starb im Mönchsgewand, seine Gebeine wurden in dem von Peter den Großen erbauten Kloster gleichen Namens beigesetzt, Katharina I. stiftete einen Newsky-Örden, und er selbst wurde unter die Heiligen der orthodoxen Kirche aüfgenommen.

Die Newsky-Kantate von Prokofieff behandelt die Zeit von der Besetzung der Stadt Pskow durch die Schwertbrüder bis zur Schlacht auf dem Eis des Peipussees sowie die Rückeroberung von Pskow. Das Werk gliedert sich in-sieben Teile. Zwischen den Hauptstücken (Rußland unter dem Toch der Mongolen, Die Schwertritter in Pskow, Die Schlacht auf dem Eis und Alexanders Einzug in Pskow) stehen lyrische lind tonfnalerische Episoden, die teils steigernd, teils retardierend wirken. Die Forderungen, welche gerade in letzter Zeit an das Schaffen der Sbwjetkomponisten gestellt wurden, scheinen in diesem Werk, das der vorletzten Periode von Prokofieff angehört, weitgehend erfüllt. Die beiden Grundtendenzen: Volkstümlichkeit und Realismus sind durch die einfach-einprägsamen Chöre und durch die zuweilen fast derb-naturalistischen Tonmalereien verwirklicht. Handlung und Tendenz des Werkes treten plastisch und deutlich, fast überdeutlich zutage. Obwohl diese Kantate in jedem ihrer Teile die Hand eines Meisters verrät, gehört sie nicht zu den stärksten und originellsten Werken des Komponisten, da absichtliche

Volkstümlichkeit fast zwangsläufig auf Kosten des feineren Details und der Tiefenwirkung geht.

Die Aufführung durch den Staatsopernchor und die Symphoniker unter Professor Joseph Krips (Altsolo: Rosette Anday) war gut studiert und eindrucksvoll.

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