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Reformator im Pustertal

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Als die Mißstände in der Kirche ijm Zug der tiefgreifenden Umwälzungen der beginnenden Neuzeit zu sehr spürbar wurden, begnügten sich die unzufriedenen Gläubigen nicht mit der Durchführung von Kircherrvolks-Begehren, die angegriffenen Verteidiger der Kirche nicht mit deren Ablehnung.

Die Lehren Martin Luthers verbreiteten sich rasant auch in Österreich vor allem im Adel und Bürgertum. Während die Bauern in weiten Teilen des Beichs in blutigen Aufständen gegen die Grundherren kämpften, griff unter der Landbevölkerung die Bewegung der „Täufer" um sich, die sich noch viel radikaler als die Lutheraner gegen die Kirche, ihre Sakramente und Bräuche auflehnte. Sie kam aus der Schweiz. Von der Lehre Zwingiis beeinflußt, von abgesprungenen Mönchen getragen und verbreitet, fand sie in Tirol unter der bäuerlichen Bevölkerung großen Anklang - und wurde von den Landesbehörden mit Feuer und Schwert verfolgt.

Ihr erster Führer in Tirol war der Schweizer Ex-Priester Blaurock, der 1529 bei Klausen verbrannt wurde. Sein Nachfolger wurde Jakob Hutter. Er war bei St. Lorenzen im Pustertal geboren, gelernter Hutmacher, und zog nun durch die Dörfer Tirols und Kärntens, um die neue Lehre zu verkünden, die die Taufe erst für die Erwachsenen forderte und Sakramente, Ablässe und feste Kirchen ablehnte.

Sieben Jahre lang konnte sich Hutter, ständig auf der Flucht, der Festnahme entziehen. Er bereitete den Auszugseiner Anhänger nach Mähren vor, um ihnen dort ein neues Leben zu ermöglichen.

Am 50. November 1535 wurde Hutter in Klausen gefaßt, gefoltert und am 22. Februar 1536 - vor 460 Jahren - in Innsbruck auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.

Seine Anhänger, bald „Hutterer" genannt, blieben seiner Lehre treu, wanderten im Lauf der Jahrhunderte über Mähren nach Rußland, von dort nach Kanada, wo sie heute noch nach Regeln leben, wie sie im 16. Jahrhundert aufgestellt worden waren.

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