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ROBERT 0. WEAVER SYMBOL DER INTEGRATION

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Die mächtigste Demokratie der Welt wird mit einer fast unheimlichen Regelmäßigkeit jeden Sommer durch die schwersten Unruhen und Ausschreitungen daran erinnert, daß in ihrer gesellschaftlichen Struktur ein überaus gefährlicher Krankheitsherd verborgen liegt: der Mangel einer echten Integration der „farbigen“ Amerikaner in die Gesellschaft der USA. Die Unruhen in den Slums der Millionenstädte fallen teilweise in den Zuständigkeitsbereich eines Mannes, der, weil selbst „farbig“, für die unruhige Menge einer der Ihren ist. Robert C. Weaver, seit Jänner 1966 Minister für Wohnbau und Städteplanung, unterstehen alle Wohnbau- und Sanierungsprojekte, mit denen die Bundesregierung hofft, das Rassenproblem an einer seiner tiefsten Wurzeln bekämpfen zu können.

Weaver wurde 1907 als Sohn eines Postbeamten in Washington geboren. Zuerst wollte er Elektriker werden, aber die Gewerkschaft der Elektriker verweigerte ihm wegen seiner Hautfarbe die Aufnahme. So bemühte sich Weaver um ein Stipendium für Harvard, studierte Nationalökonomie und erwarb das Doktordiplom. Damals war es eben für einen „Farbigen“ leichter, Akademiker als Facharbeiter zu werden. 1933 trat er in Washington in das Innenministerium ein, wo er sich vor allem mit Fragen der Städteplanung beschäftigte. Als er 1944 Washington verließ, galt er bereits als einer der einflußreichsten Neger in der Bundesregierung. Er wurde nun Leiter des Ressorts für Mietfragen im Staat New York und war stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wohnbau und Stadtplanung der Stadt New York. Außerdem war Weaver auch für verschiedene Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen tätig.

John F. Kennedy holte Weaver, auf den er durch dessen Publikationen, die sich mit dem Wohnen und Bauen in den Städten befaßten, aufmerksam geworden war, wieder nach Washington, und Lyndon B. Johnson ernannte ihn zum Minister, zum ersten „farbigen“ Kabinettsmitglied in der Geschichte der USA. Robert C. Weaver glaubt, daß das Ministerium für Wohnbau und Städteplanung ihm viele Möglichkeiten gibt, für eine friedliche Integration der Unterprivilegierten in die Gesellschaft zu wirken. „Die Evolution der Schwarzen ist in erster Linie ein städtisches Phänomen", meint er. „Wäre der

Neger nicht Städter geworden, hätte sich seine soziale Stellung nicht verändert."

„Niemand übernimmt eine schwierigere, aber auch lohnendere Aufgabe als Robert Weaver. Niemand ist aber auch geeigneter, einen Meilenstein für kommende amerikanische Generationen zu setzen." Mit diesen Worten charakterisierte Präsident Johnson die Aufgabe Weavers. Der Präsident hatte seinen neuen Minister aus mehr als 300 in Erwägung gezogenen Fachleuten ausgewählt — nicht etwa, weil dieser „farbig“, noch, obwohl er es gewesen wäre, sondern Weil er ihm als der fachlich Geeignetste unter allen Kandidaten erschienen war. Robert C. Weaver hat somit für sich selbst jedes Rassenproblem gelöst. Daß es gelingt, in den Millionenstädten, die alle schon in wenigen Jahren eine „schwarze" Mehrheit auf- weisen werden, die Voraussetzung für eine Bereinigung dieses den USA wohl gefährlichsten Problems zu erreichen, dafür wird er seine ganze Arbeitskraft einsetzen.

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