Wenn es im Nationalrat stürmische Szenen gibt und die Regierungspartei die hochgehenden Wogen beruhigen will, geht meistens ein Abgeordneter zum Rednerpult, ein Parlamentarier, an dem alle Fraktionen die Fähigkeit zur ruhigen Argumentation und den Willen zum Ausgleich schätzen: Dr. jur. Walter Haus er. „Ich habe mir wirklich geschworen, in dieser Art zu wir-ken. Es ist keine Kunst, aufzuputschen. Das Mitdenken mit den anderen zählt zum Wesen des Parlamentarismus. Die parlamentarische Diskussion soll keine laue Suppe sein, aber ich sehe eine gewisse Gefahr im aufreizen' des Dialogs.“
Sie passen nicht so recht in das Schema schwarz-roter Vereinfachungen, auf die Österreichs Innenpolitik so gerne reduziert wird: Die Politiker und Fachleute rund um die Fraktion christlicher Gewerkschafter, um das „Kummer-Institut für Sozialpolitik und Sozialreform“ und um dien linken Flügel des ÖAAB, durchbrechen so manches Klischee österreichi-scher Wunschvorstellungen. Daß aus diesem Kreis sozialpolitische Forderungen kommen, die verschiedene, zu Dogmen erhobene und tabuierte Wertvorstellungen unserer Gesellschaft in Frage stellen, verleitete einige der Industrie oder bestimmten
„Fragen der Planung in der Marktwirtschaft“ standen im Mittelpunkt eines Symposions, das die Katholische Sozialakademie Österreichs im Sozialen Bildungshaus Laim vom 29. September bis 1. Oktober veranstaltete. Auf „parteipolitisch neutralem Boden“ — so der Direktor der Sozialakademie, P. Dr. Walter Riener SJ — setzten sich Nationalökonomen, Wirtschafts- und Sozialpolitiker und andere am politischen Leben Interessierte mit einem Thema auseinander, das viel von seinem Schrecken, nichts aber von seiner Aktualität verloren hat. Vier Referate bildeten die Grundlage der Diskussionen.
Den Mann mit dem martialischen, von einem dichten Vollbart umgebenen Gesicht hat man schon oft mit Orson Welles in der Rolle des Othello verglichen. Wie dem Afrikaner in venezianischen Diensten scheint auch Chuk-wuemke Odumegwu- Ojukwu, dem Präsidenten des nun seit mehr als vier Monaten die Unabhängigkeit reklamierenden Staa-tes Biafra, das Schicksal nicht gnädig zu sein. Die Truppen der Bundesregierung stehen vor der Hauptstaidt Biafras, die Schlacht um Enugu dürfte dem Höhepunkt zugehen, und die Chancen Biafras stehen eher schlecht.Der 33jährige Ojukwu entstammt der nigerianischen
Seit einem Jahr steht L i u Schao-tschi, der Staatspräsident Rotchinas, im Kreuzfeuer der Bannerträger der Kulturrevolution; seit einem Jahr wird er als der große Gegenspieler Maos angegriffen, des Revisionismus und anderer Ismen verdächtigt, der „Chruschtschow Chinas“ genannt. Doch alle diese Attacken scheinen das chinesische Staatsoberhaupt zwar weitgehend entmachtet, aber nicht jedes Einflusses beraubt zu haben. Daß Liu noch immer formell an der Spitze des Staates steht, daß er gerade in den letzten Tagen einen Gegenangriff versucht, zeigt nur, wie wenig die Wirren der
Den Radikalen in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung ist er viel zu gemäßigt; für die „weißen“ Extremisten hingegen ist er einer der bestgehaßten Männer, einer von denen, die jedes Philosophieren um die „gottgewollte weiße Vorherrschaft“ in den Bereich der Träume verwiesen haben: Roy W i l k i n s, leitender Sekretär der NAACP („National Association for the Advancement of Coloured People“), führt diese größte und traditionsreichste Bürgerrechtsorganisation nun schon seit zwölf Jahren mit der vielleicht wenig spektakulären, aber erfolgreichen „Politik der
Wenn die Politik abdankt, regieren die Militärs. Nichts könnte diese Einsicht deutlicher bestätigen als der Krieg in Vietnam. Der Einfallsreichtum der US-Regierung hat sich erschöpft; die Hoffnung, durch eine permanente Eskalation des Krieges Hanoi an den Verhandlungstisch zwingen zu können, ist als Illusion entlarvt. Die Widerstandsund Offensivkräfte Nordvietnams wurden unterschätzt. Während der letzten Feuerpause, am Geburtstag Buddhas, wurde erst gar nicht ein ernsthafter Versuch gemacht, mit Hanoi ins Gespräch zu kommen, um den kurz befristeten Waffenstillstand eventuell zu
Es ist schon mehr als ein Jahr vergangen, seit das Wahlergebnis des 6. März 1966 dem österreichischen Parlamentarismus entscheidende Impulse gab: Die absolute Mehrheit der österreichischen Volkspartei und der Übergang zur Einparteienregierung haben aus dem Nationalrat, der ehemaligen Ratifizierung s-maschine der Beschlüsse des Koalitionsausschusses, ein lebendiges Element der Demokratie, den Ort der Konfrontation von Regierung und Opposition gemacht. Dieser StU, den der österreichische Parlamentarismus heute präsentiert, hat einige Abgeordnete — der Regierungspartei ebenso wie der
Man sagt ihm nach, er entspräche wie kaum ein anderer Politiker der Bundesrepublik dem Typ des „Egghead“, des amerikanischen Intellektuellen mit politischen Ambitionen; Gegner werfen ihm manchmal „Bildungshochmut“ und „profes-sorale Arroganz“ vor; Parteifreunde hat er noch vor einigen Jahren mit seinem Slogan „Wettbewerb soweit wie möglich, Planung soweit wie nötig“ verschreckt; Studenten der Wirtschaftswissenschaft lernen in der ganzen Welt seinen Namen als einen der Hauptvertreter der Richtung, die man „Konkurrenzsozialismus“ nennt, die den Sozialismus mit der freien
Die Neutralität Finnlands und die Neutralität Österreichs gehen zwar nicht auf die gleiche völkerrechtliche Wurzel zurück; die Neutralitätspolitik der beiden Staaten weist jedoch eine Vielzahl von Parallelen auf, die den freundschaftlichen Beziehungen zwischen Finnland und Österreich eine besondere Basis geben. Der Besuch des finnischen Außenministers, Dr. Ahti Kar-j al ain e n, konnte diese Basis verbreitern helfen. Für Karja-lainen kann die Mission in Österreich nur der Besuch eines Freundes bei Freunden gewesen sein; gilt er doch als enger Vertrauter Urho Kekkonens, den man in
Der Verzicht des bisherigen EWG-Präsidenten Hallstein auf das Amt des ersten Präsidenten, der neuen, aus EWG, Euratom und Montanunion entstehenden Superbehörde, bedeutet für die-europäische Bürokratie Brüssels, aber auch für die Integrationspolitik aller sechs EWG-Staaten eine tiefe Zäsur. Doch der Mann, dem man die meisten Chancen einräumt, Hallsteins Rolle als „Europa-Lotse“ zu übernehmen, steht schon in Brüssel bereit: Der Belgier Jean Rey, EWG-Außen-kommissar, als Chefdelegierter der EWG bei der Kennedy-Runde vor kurzem wieder als erfolgreicher Unterhändler bestätigt,
Es gibt wohl kaum einen anderen österreichischen Politiker, der mit größerer Berechtigung als ein politischer Freund und Weggefährte Julius Raabs bezeichnet werden kann, als Dr. Franz Korinek. Mit Raab verbanden ihn Nüchternheit und Realismus des politischen Stils, eine aus dem Persönlichen kommende Abneigung gegen alles Pathetische, eine ungespielte Bescheidenheit und der Wunsch nach enger, phrasenloser Zusammenarbeit mit allen zur Kooperation bereiten Kräften Österreichs. Franz Korinek, der frühere Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer und Bundesminister für Finanzen, begeht
Am 30. September 1965 schlug General S uh ar t o s weltpolitische Stunde. Ein Großteil der führenden Generalität war von den kommunistischen Putschisten grausam ermordet worden, General Nasution war schwer verletzt. General Suharto, Leiter der Armeereserve, zog die ihm ergebenen Formationen zusammen, warf die Rebellion in kurzer Zeit nieder und verhinderte so eine kommunistische Machtergreifung im 105-Millionen-Reich Indonesien.Nichts hätte bis 1965 einen aufmerksamen Beobachter der indonesischen Politik darauf hinweisen können, daß der Nationalist Suharto jemals in einem entscheidenden
„Ich bin keineswegs der Meinung, daß die Welt von Wissenschaftlern regiert werden sollte“, meint Univ.-Prof. Dr. Stephan Koren, der seit dem 31. März Staatssekretär in der Regierung Klaus ist. „Strukturpolitik und wirtschaftspolitische Koordination“ werden etwas geheimnisvoll als sein Tätigkeitsbereich bezeichnet. Die „Zurückdrängung der Interessenpolitik“ sieht Koren als eine weitere Aufgabe seines neuen Arbeitsbereiches in der Regierung an.Der Wiener Neustädter Arbeitersohn Stephan Koren — Jahrgang 1919 — war im niederösterreichischen Industriezentrum schon früh mit
Mit Chruschtschow verband ihn die gemeinsame ukrainische Abstammung; von Chruschtschow wurde er an die Stelle Marschall Schukows gesetzt; doch als Chruschtschow im Oktober 1964 gestürzt wurde, blieb er einer der stärksten Männer des Kreml —! bis zum 31. März 1967. An diesem Tag starb der Verteidigungsminister der UdSSR, Marschall Rodion Jakowlewitsch Malinowski.Das Leben Malinowskis hatte einen abenteuerlichen Verlauf, persönliche Rückschläge waren aber dem bulligen Ukrainer fremd. 1898 in Odessa, der lebhaften, weltoffenen Hafenstadt am Schwarzen Meer geboren, wurde er 1914 der
S4.1S7 Stimmen für Mendes-France, 28.879 für den Gaullisten Vanier; so lautete das Ergebnis des zweiten Wahlganges im Wahlkreis Grenoble-Süd. Nach fast zehnjährigem „Exil“ kehrt Pierre Mendes-France an die Stätte seiner früheren Erfolge und Niederlagen zurück. Der Ex-minister de Gaulles, der Expre-mier, der als führender Akteur rior nnliHnt'h.tm. Arena die Partei Zersplitterung und den raschen Wechiel der Regierungen in der Vierten Republik ebenso verkörpert hat wie die Hoffnung auf einen Ausweg aus diesem Dilemma der französischen Demokratie, zieht wieder in die
Am 22. Februar starb in Pforzheim der Vorsitzende der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion und stellvertretende Vorsitzende der SPD, Fritz Erl er.Vom Dreigestirn Brandt-Wehner-Erler, das der SPD den Weg über das Godesberger Programm und den relativen Wahlerfolg bei den Bundestagswahlen von 1961 zur Regierungsbeteiligung in einer Koalition mit der CDU/CSU bereitet hatte, stand Erler immer am wenigsten im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Sein kühles, professorales Auftreten war immer ein Minuspunkt. Erst nach dem Tod Ollenhauers erhielt er von seiner Partei mit dem Fraktionsvorsitz
Vor 1914 und in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zeugten in Österreich die großen, weitgespannten Diskussionen und geistigen Auseinandersetzungen über Inhalt und Ziel einer christlichen Sozialreform von der Lebendigkeit und Vielfalt der Strömungen, die im österreichischen Katholizismus virulent waren. Vogelsang-Schule oder Mönchengladbacher Richtung entschieden ontifcopitolistische Ziel-vorstellungen oder Reformbestrebungen, die im Rahmen und unter grundsätzlicher Beibehaltung des kapitalistischen Gesellschafts- und Wirtschaftssystems wirksam werden sollten: So standen sich die
„Die Pflege beidseitiger kultureller Beschenkung im Dienste immer größerer, friedvoller Humanität“ — das hat Bundesminister Piffl-Perlevit zum Zweck und zur Aufgabe der sieben österreichischen Kulturinstitute (Rom, Paris, London, New York, Warschau, Kairo, Teheran) erklärt. Als neuer Leiter des New Yorker Kulturinstitutes wird Anfang März Dr. Gottfried H ein dl in die USA übersiedeln, in das Haus im Herzen Manhattans, in unmittelbarer Nähe des Rockefeller Center, in das Haus, das der kulturelle Stützpunkt Österreichs in der Neuen Welt ist.Gottfried Heindl ist Angehöriger jener
Hat man schon einmal von einem führenden Politiker gehört, der — in den eigenen Reihen beliebt, beim Gegner angesehen, von der Presse geradezu umschwärmt — weder aus Alters-, noch aus Gesundheitsgründen, noch von irgendwelchen Fallstricken der üblichen politischen Intrigen gestürzt, diePolitik an den Nagel hängt und aus der Regierung, in die er vor knapp einem Jahr berufen wurde, ausscheidet? Ein solcher Politiker wäre die Ausnahme von der Regel. Staatssekretär Dr. Josef Taus wird Ende März von seinem Regierungsposten scheiden und voraussichtlich in die Girozentrale zurückkehren
„Wir beenden uns in einem totalen Bürgerkrieg, wir müssen entschlossen kämpfen!“ Diesen militanten Aufruf erließ vor einigen Tagen Lin Piao, Chinas Verteidigungsminister und Maos „engster Waffenbruder“ — bis vor kurzem nur einigen wenigen Chinaexperten ein Begriff, nun die treibende Kraft hinter den Roten Garden und vielleicht schon in kurzer Zeit als Nachfolger Mao Tse-tungs Diktator des bevölkerungsreichsten Staates der Erde.Lin Piao stammt weder aus einer Bauern-, noch aus einer Proletarierfamilie, sein Vater besaß einen kleinen Handwerksbetrieb in der Provinz Hupeh. Doch
Als Ende November 1966 in Bonn die Würfel endgültig zugunsten der „großen Koalition“ fielen, durften vor allem zwei Männer die schwarzrote Einigung als Erfolg langjähriger, meist stiller und bis zuletzt nur wenig bedankter Bemühungen auf ihr Konto buchen. Der eine war Herbert Wehner, jetzt Minister für gesamtdeutsche Fragen, der andere der beiden „Väter der Koalition“ war Paul Lücke, Erhards letzter und Kiesingers erster Innenminister.1914, einige Monate nach Kriegsausbruch, wurde Paul Lücke in Schöneborn im Oberbergischen Kreis in der Nähe von Köln geboren. Lückes Vater
Ein Psychologe, der durch intensive Beschäftigung mit den Faktoren, von denen die Motivationen der menschlichen Psyche mitbestimmt werden, auch Soziologe ist, ist im Studienjahr 1966/67 Direktor des Instituts für höhere Studien und wissenschaftliche Forschung in Wien:Univ.-Prof. Dr. Walter Toman, Professor an der Brandeis University, zuletzt auch an der Universität Erlangen, einer von den Gelehrten, die Österreich an das Ausland verloren hatte, wird für vorläufig ein Jahr wieder in seiner Heimatstadt Wien als Forscher und Lehrer wirken.Die ersten Lebensstationen Walter Tomans waren für
Ist Jewtuschenko wohl der populärste Lyriker unter den jungen sowjetischen Schriftstellern, so ist Wassili Axjonow einer der beliebtesten Erzähler dieser Generation, die vor einem Jahrzehnt im Zeichen des „Tauwetters“ und der Jugend zu einem Protest gegen überholte Scha blonen, extensive Zensur und diktatorische Allüren einiger weniger, stalinistischer Kultur - dogmatiker aufgebrochen ist. Wassili Axjonow besucht für zehn Tage Österreich: sein Besuch zeigt, daß es zwischen der UdSSR und Österreich mehr Möglichkeiten für fruchtbare Kontakte gibt, als bloß wirtschaftliche und
Konrad Adenauer sagte einmal über Kurt Georg Kiesinger, er habe eine „zu dünne Haut" und müsse sich „ein dickes Fell“ suchen. Ein dickes Fell ist dem Kanzlerdkandidaten der CDVI CSU, den seine Fraktion mit 137 von 251 Stimmen auf den Schild gehoben hat, nur zu wünschen;er wird es auf jeden Fall brauchen können.Der langjährige Ministerpräsident von Baden-Württemberg ist ein gebürtiger Württemberger: 1904 wurde er als siebentes Kind eines Angestellten im südlichen Württemberg geboren. Kiesinger besuchte das katholische Lehrerseminar in Rottweil, studierte in Tübingen
Alles war schon vorbereitet: Bundespräsident und Bundesregierung waren empfangsbereit, die Bevölkerung erwartungsvoll, die Polizei aktiv; rasch wurde noch ein belgischer Rechtsextremist abgeschoben. Doch im allerletzten Augenblick mußte der offizielle Besuch des Staatspräsidenten der Sowjetunion, Nikolai Viktorowitsch Podgorny, ver schoben werden. Der hohe Gast war plötzlich erkrankt. Da es jedoch keine „diplomatische Krankheit" sein dürfte, wird es sich aber wohl nur um eine kurzfristige Verzögerung handeln.N. V. Podgorny wurde 1903 in der Ukraine, in Karlowka bei Poltawa, geboren
Ein Professor der katholisch- theologischen Fakultät wird im Studienjahr 1966167 Rektor der Alma Mater Rudolphina sein: Univ.-Prof. Dr. Karl H örm an n, Ordinarius für Moraltheologie.In der Nähe von Laa an der Thaya wurde Karl Hörmann 1915 geboren, und in dieser Stadt, die im Frieden von St. Germain zurGrenzstadt gemacht wurde, besuchte er die Volksschule und das Gymnasium. 1933, nach der Matura, begann Hörmann an der Wiener Theologischen Fakultät das Studium, das mit der Promotion zum Dr. theol. und mit der Priesterweihe (1939) abgeschlossen wurde. Sechs Jahre, bis zum Ende des
„Ursprünglich wollte ich unbedingt nach China, weil mir dort die Arbeit viel wichtiger erschien als hier im satten Europa“, erzählt der Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs, P. Dr. Walter Ri en er SJ. „Immer schon wollte ich nämlich an die Front, und eine Front scheint mir eben die christliche Verantwortung für die Gesellschaft zu sein.“1908 in Wien geboren, trat Walter Riener nach der Matura 1928 in die Gesellschaft Jesu ein. „Priester zu werden wurde damals noch in dem Arbeiterbezirk, in dem ich aufwuchs, als das Ergreifen nicht eines geachteten, sondern eines
„Mir ist in meiner mehr als fünfzigjährigen beruflichen Tätigkeit keine zweite Persönlichkeit begegnet, die mit gleicher Unermüdlichkeit, ja geradezu Besessenheit vom wissenschaftlichen Buch fasziniert gewesen ist“ — so charakterisiert Universitätsprofessor Merki seinen früherenAssistenten, Dr. Herbert Schambeck, seit 1. August 1966 ao. Professor am Institut für Politik und öffentliches Recht an der juridischen Fakultät der Universität Innsbruck.Vom Buch war Schambeck schon sehr früh fasziniert. In der Mittelschulzeit verbrachte er den größten Teil seiner Freizeit in der
Am 10. September 1966 feiert Carl Jacob Bur ckhar dt, Diplomat und Historiker, seinen 75. Geburtstag.In Basel, der Stadt des großen Humanisten Erasmus, wurde Burckhardt geboren. Sein Vater, Carl Chr. Burckhardt, war Mit glied des eidgenössischen Nationalrates und Leiter (Minister) des Justizdepartements. Nach historischen Studien an den Universitäten von München und Göttingen kam Carl J. Burckhardt als Attache an die schweizerische Botschaft in Wien. Man schrieb den Herbst 1918, der junge Historiker konnte Geschichte erleben: Ein Reich brach auseinander... Aus dieser Zeit datiert die
„Haus des Volkes — Haus des Königs; als Kameraden stehen sie einander gegenüber.“ Ibsen beschrieb so den Blick vom Storting, dem norwegischen Parlament, zum königlichen Schloß in Oslo.Vereint, nicht getrennt, agieren die Volksvertretung Norwegens, das eine der längsten demokratischen Traditionen Europas besitzt, und König Olav V., dessen Vater die Thronbesteigung von einer Volksabstimmung abhängig gemacht hatte. In wenigen Tagen wird das Staatsoberhaupt des alten Wikingerlandes Österreich einen Besuch abstatten.Als König Olav 1903 in Großbritannien, dem Heimatland seiner
Schon lange stehen Glaube und Wissenschaft einander nicht mehr in scheinbar unversöhnlichem Gegensatz gegenüber; aber noch immer und vielleicht für immer ist zwischen beiden ein Spannungsfeld. Wie fruchtbar für den Glauben und für die Wissenschaft dieses Spannungsfeld gemacht werden kann, führt Dr. rer. pol. Johann Schasching vor Augen. Sein Amt als Provinzial der österreichischen Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu verbindet er harmonisch mit seiner wissenschaftlichen Tätigkeit als Extraordinarius für Soziologie an der juridischen Fakultät der Universität Innsbruck.Der gebürtige
„Wir hoffen, daß der neue Weg, den die italienischen und französischen Kommunisten beschritten haben, trotz der Widerstände im Osten sich auch in den kommunistischen Staaten durchsetzen wird. Auf der anderenSeite läßt die neue Linie der Kirche, der Päpste Johannes XXIII. und Paul VI. sowie des Konzils auch hoffen, daß in Zukunft die Distanzen geringer sein werden.“ Diese Sätze sind nicht die eines mehr oder minder kompetenten Beobachters, eines professionellen Optimisten, der aus sicherem Abstand über das Verhältnis von Kirche und Staat im Osten urteilt, sondern eines Mannes, der
Die mächtigste Demokratie der Welt wird mit einer fast unheimlichen Regelmäßigkeit jeden Sommer durch die schwersten Unruhen und Ausschreitungen daran erinnert, daß in ihrer gesellschaftlichen Struktur ein überaus gefährlicher Krankheitsherd verborgen liegt: der Mangel einer echten Integration der „farbigen“ Amerikaner in die Gesellschaft der USA. Die Unruhen in den Slums der Millionenstädte fallen teilweise in den Zuständigkeitsbereich eines Mannes, der, weil selbst „farbig“, für die unruhige Menge einer der Ihren ist. Robert C. Weaver, seit Jänner 1966 Minister für Wohnbau
Wohl kein zweiter profilierter politischer Denker Europas hat auf das vielfach mißbrauchte, zerschlissene, mißzuv erstehende und sich immer mehr ins Nebulose verlierende Attribut „liberal“ einen echteren Anspruch als Sal-vador de Madariaga, der vor einigen Tagen seinen 8b. Geburtstag beging.In La Coruña wurde Madariaga 1886 als Sohn eines spanischen Offiziers geboren. Nach technischen Studien in Madrid und Paris arbeitete er zunächst als Ingenieur für.die spanischen Eisenbahnen. 1916 ließ ihn seine eigentliche Berufung den Beruf wechseln: Er wurde Publizist und Journalist, vor allem
In Wien, am 4. Juli 1966, starb Monsignore Dr. h. c. Emanuel J. Reichenberger. Einige Tage später wurde er, den viele „Vater der Heimatvertriebenen" nannten, in Altötting beigesetzt.Emanuel Reichenberger wurde1888 in Vilseck (Bayern) gebpren. In Leitmeritz (Böhmen) empfing er 1912 die Priesterweihe, und in dieser Diözese wirkte er viele Jahre als Seelsorger. In der Zeit nach dem ersten Weltkrieg, als die nationalen Gegensätze in der Tschechoslowakei immer schärfer wurden, gründete er den „Volks - bund deutscher Katholiken“. Damals stand Reichenberger in engem Kontakt mit
„Mama, was ist ein Außenminister?“ fragte ein kleiner Bub seine Mutter, als diese ihm erzählte, sein Großvater hätte mit dem Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand und dem damaligen Außenminister freund schaftliche Gespräche geführt. „Ein Außenminister ist ein Mann, der aufzupassen hat, daß unserem Land von außen her nichts passiert“, belehrte die Mutter ihren Sohn. Das machte einen großen Eindruck auf den Buben, und er dachte sich, es wäre großartig, auch einmal „s,o ein Außenminister“ zu werden. Heute ist dieser Bub Außenminister der Republik ÖsterreichEs kommt
Fast zehn Jahre nach Polens „Oktoberfrühling“ scheint die Entwicklung in Polen auch dem aufgeschlossenen Beobachter nicht steckengeblieben, sondern sogar teilweise rückläufig zu sein. „1956 haben wir einen großen Sprung vorwärts getan. Nachher hatte man jedoch nicht gewagt, weiterzugehen“, meint der Sejm- Abgeordnete Dr. Stanislaus Stomma, der derzeit Wien einen Besuch abstattet. Vor fast einem Jahrzehnt, am Weltkongreß der katholischen Presse 1957 in Wien, wurde auch die freundschaftliche Verbundenheit Dr. Stommas zur katholischen Presse Österreichs, besonders zur „Furche“,
Die Zusammensetzung der monokoloren Regierung Klaus erfolgte nach zwei sachlichen Gesichtspunkten, neben dem politischen — Erhaltung des innerparteilichen Gleichgewichtes, möglichst große Anziehungskraft nach außen — auch nach demfachlichen. Der Bundesminister für Verkehr und verstaatlichte Unternehmungen, wie dieses Ressort jetzt wieder heißt, Diplomingenieur Dr. Ludwig Weiß, vereint in seiner Person beide Eigenschaften: Als Abgeordneter zum Nationalrat und als Kärntner Landesobmann des ÖAAB kann er auf genügend große politische Erfahrung zurückblicken, als Techniker und als
Wenn im Herbst dieses Jahres Baldur von Schirach und Albert Speer das Gefängnis verlassen werden, wird in Spandau nur noch ein einziger Mann zu bewachen sein: Rudolf Heß, in Nürnberg wegen Verbrechen gegen den Frieden und gegen die Menschlichkeit zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Die Frage einer vorzeitigen Entlassung Heß’ ist wieder aktuell geworden.1894 wurde Walter RichardRudolf Heß als Sohn eines deutschen Kaufmannes in Alexandrien geboren. 1908 kam Heß nach Deutschland, machte den ersten Weltkrieg mit, stieß schon 1920 zur NSDAP und wurde Führer der nationalsozialistischen
„Die österreichische Neutralität könnte ein Modellfall für die Lösung der Probleme Süd- ostasiens Sein, die durch ein Machtvakuum in diesem Raum entstehen würden.” Der Mann, der diesen Satz bei seinem Besuch in Österreich aussprach, ist der Regierungschef des kleinsten der südostasiatischen Staaten: Lee Ku an Yew, Premierminister von Singapur, befindet sich derzeit auf einer Europareise. Großbritannien, Schweden — wo er den Delegierten der Sozialistischen Internationale vorwarf, ihr Denken und ihre Politik sei viel zu sehr auf Europa konzentriert —, Polen, die CSSR,
Nur wenige Ös erreicher werden von sich behaup en können, als Organ aller drei S aa sgewal en — in der Gese zgebung, in der Vollziehung und in der Rech ssprechung — ä ig gewesen zu sein. Der Bundesminis er für Inneres, Dr. Franz He zenauer, ha als Rich er die rech ssprechende, als S aa sanwal und als Regierungsmi glied die vollziehende und als Abgeordne er zum Na ionalra die gese zgebende Gewal von innen her kennengelern .Dem 1911 in Kufs ein geborenen Eisenbahnersohn Franz He zenauer schien eine außergewöhnliche juris ische und poli ische Karriere nich in die Wiege geleg zu sein.
Seit dem 3. März 1966 wird Belgien nicht mehr von einer Koalition der Christlich-Sozialen Partei und der Sozialisten regiert, sondern die Christlich- Sozialen bilden mit der liberalen „Partei für Freiheit und Fortschritt“' eine Regierung. Verantwortlich für diesen Kurswechsel in der belgischen Politik ist der neue Premierminister, Paul Van- den Boeynants: Ein Politiker, zu dessen hervorstechendsten Eigenschaften unermüdliche, selbstbewußte Dynamik unc ein besonderer Sinn für kluge Taktik gezählt werden.Der 1919 als Sohn eines Fleischhauers in Brüssel geborene Paul Vanden Boeynants
Wilhelm Röpke — in der Nacht zum 12. Februar 1966 in Genf gestorben — zählte zu den wenigen Männern der Geistes-und Gesellschaftswissenschaften, die den Lauf der Geschichte be-einflussen konnten, indem sie den an den Hebeln der politischen Macht Stehenden Richtlinien und Maßstäbe für die Gestaltung der Gegenwart lieferten. 1899 in Schwarmstedt bei Hannover ge-boren, war Röpke bereits mit 24 Jahren Dozent für politische ökonomie in Marburg, ein Jahr später Extraordinarius in Jena. 1926/27 wurde der junge Nationalökonom als Gastprofessor in den USA mit der Wirtschafts-und