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KARL HORMANN / KONFRONTATION MIT DEM MORGEN

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Ein Professor der katholisch- theologischen Fakultät wird im Studienjahr 1966167 Rektor der Alma Mater Rudolphina sein: Univ.-Prof. Dr. Karl H örm an n, Ordinarius für Moraltheologie.

In der Nähe von Laa an der Thaya wurde Karl Hörmann 1915 geboren, und in dieser Stadt, die im Frieden von St. Germain zur

Grenzstadt gemacht wurde, besuchte er die Volksschule und das Gymnasium. 1933, nach der Matura, begann Hörmann an der Wiener Theologischen Fakultät das Studium, das mit der Promotion zum Dr. theol. und mit der Priesterweihe (1939) abgeschlossen wurde. Sechs Jahre, bis zum Ende des Weltkrieges, wirkte Dr. Hörmann als Kaplan in Hollabrunn, und diese pastorale Tätigkeit brachte dem jungen Kaplan Erfahrungen, an die der Moraltheologe auch heute noch gerne anknüpft. Von 1945 bis 1950 war Hörmann Religionsprofessor am Realgymnasium in Stockerau, wo die seelsorglichen Erfahrungen durch pädagogische ergänzt wurden. 1950 erfolgte der Sprung in die Wissenschaft: Dr. Hörmann habilitierte sich im Fach „Theologie der Mystik und Aszetik“ an der theologischen Fakultät der Universität Wien, und bald darauf wurde diese Habilitation auf das gesamte Gebiet der Moraltheologie erweitert. In unmittelbarer Nachfolge von Erzbischof- Koadjutor Dr. Jachym wurde Dr. Hörmann auf die Lehrkanzel für Moraltheologie berufen, zu erst, 1953, als Extraordinarius, 1959 als Ordinarius. Als Professor für Moraltheologie an der Alma Mater Rudolphina kann Magnifizenz Hörmann, der im Studienjahr 1963/64 bereits Dekan der katholisch-theologischen Fakultät war, auf eine prominente Reihe von Vorgängern blicken: Schindler,

der Pionier der christlichen Soziallehre in Österreich, zählt dazu ebenso wie Ignaz Seipel.

Wie weltnah die moderne Moraltheologie heute sein muß, beweist das wichtigste Arbeitsgebiet Prof. Hörmanns — die Auseinandersetzung mit den Problemen des Krieges und des Friedens. Sein 1964 erschienenes Werk „Die Lehre der Kirche über den Frieden und den modernen Krieg“ fand allgemeine internationale Anerkennung und ist auch in den USA, in seiner englischen Übersetzung, weit verbreitet. Die Drohung des modernen Krieges wirft für die katholische Moraltheologie ungeheure Probleme auf, die an die tiefsten Fragen menschlicher Existenz rühren. „Durch die Existenz der Atombombe hat der Krieg sein Gesicht verändert“, stellt Magnifizenz Hörmann fest.

„Man muß daher zu anderen Lösungen kommen, als sie früher gefunden wurden.“

Doch die Beschäftigung mit der Moraltheologie, insbesondere die Arbeit am „Lexikon der Moraltheologie“, wird ein Jahr lang zurückstehen müssen: Als Rektor wird Prof. Hörmann mit Aufgaben konfrontiert, die eine intensivere Beschäftigung mit der Wissenschaft kaum erlauben werden. Zu den alten Anliegen der Universitäten, wie schrittweise Behebung des Personal- und Platzmangels, treten durch die angelaufene Hochschulreform besondere Probleme, die Prof. Hörmann in doppelter Eigenschaft, als Rektor der Universität Wien und als Vorsitzender der österreichischen Rektorenkonferenz, beschäftigen. „Die Grundrichtungen, die durch das neue Hochschulstudiengesetz festgelegt wurden, müssen jetzt konkretisiert werden. Das Hochschulstudiengesetz ist ein Rahmengesetz, das der Auffüllung bedarf", meint Magnifizenz Hörmann. Es sind in der Tat große Aufgaben, die der Rektor des Studienjahres 1966/67 zu bewältigen haben wird.

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