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LUDWIG WEISS ALS POLITIKER UND ALS FACHMANN
Die Zusammensetzung der monokoloren Regierung Klaus erfolgte nach zwei sachlichen Gesichtspunkten, neben dem politischen — Erhaltung des innerparteilichen Gleichgewichtes, möglichst große Anziehungskraft nach außen — auch nach dem
fachlichen. Der Bundesminister für Verkehr und verstaatlichte Unternehmungen, wie dieses Ressort jetzt wieder heißt, Diplomingenieur Dr. Ludwig Weiß, vereint in seiner Person beide Eigenschaften: Als Abgeordneter zum Nationalrat und als Kärntner Landesobmann des ÖAAB kann er auf genügend große politische Erfahrung zurückblicken, als Techniker und als langjähriger Präsident der Bundesbahndirektion Villach ist er wie kaum ein zweiter dafür qualifiziert, für das Sorgenkind seines Ministeriums, die Bundesbahn, eine echte Lösung zu finden.
Ludwig Weiß, 1902 als Sohn eines Schuldieners in Klagenfurt geboren, begann seine Karriere als Bauingenieur bei den Österreichischen Bundesbahnen — nach dem Besuch der Realschule und der Wiener Technischen Hochschule (Promotion 1926) — bereits 1927. Die Bundesbahnen benötigten damals für die eben erst beginnenden Elektrifizierungsarbeiten junge Techniker, und Ludwig Weiß verdiente sich dabei seine ersten Sporen als
Bahntechniker. Das Jahr 1938 brachte für den Katholiken Weiß eine Zäsur: Er wurde vom Dienst enthoben und entlassen, wurde aber nach einiger Zeit wieder eingestellt. 1945 leitete Weiß zunächst den Aufbau des Bahnhofes Attnang-Puchheim und kam dann, 1946, zur ÖBB-Direktion Villach, deren Präsident er 1952 wurde.
1956 folgte die Kandidatur für den Nationalrat, und zwar an einer nicht sicheren Stelle der Kärntner ÖVP-Liste. Die Wähler brachten aber den ÖAAB-Mann Weiß durch Reihen und Streichen in den Nationalrat. Hier zählten die Sparten Unterricht, Verkehr und Außenpolitik zu seinen wichtigsten Aufgabengebieten. 1958 wurde Weiß in die Konsultativversammlung des Europarates entsandt, in dessen Kulturkommission er sich vor allem für die Erhaltung von Kulturdenkmälern einsetzte.
Bundesminister Weiß, der Vater von sechs Kindern und auch schon Großvater von acht Enkelkindern ist, war schon in seiner
Jugend in katholischen Organisationen tätig. Nach 1945 war er Präsident der Katholischen Aktion Kärntens und gehörte als einziger Nichtwiener dem Katholikentagskomitee des Jahres 1952 an. Als Vorsitzender des Unterrichtsausschusses des Nationalrates und als Mitglied des Komitees für die Schulgesetzgebung war der Nationalratsabgeordnete Weiß in einer kulturpolitischen Schlüsselposition.
Der Sprung in die Bundesregierung traf Dr. Ludwig Weiß nicht unvorbereitet. „Ich bin in dieses Ministerium mit dem Gefühl gekommen, wieder zu meiner fachlichen Tätigkeit zurückzukehren und hier wieder unter Kollegen zu sein. Aber man kann eine zehnjährige politische Erfahrung nicht verleugnen, von der ich glaube, daß sie mir bei meiner neuen Arbeit sehr von Nutzen sein wird." Der Politiker Weiß wird der Motor und der Verantwortliche für die Tätigkeit sein, für welche der Fachmann Weiß die besten Voraussetzungen mitbringt.
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