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OLAV V. / ALLES FÜR NORWEGEN

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„Haus des Volkes — Haus des Königs; als Kameraden stehen sie einander gegenüber.“ Ibsen beschrieb so den Blick vom Storting, dem norwegischen Parlament, zum königlichen Schloß in Oslo.

Vereint, nicht getrennt, agieren die Volksvertretung Norwegens, das eine der längsten demokratischen Traditionen Europas besitzt, und König Olav V., dessen Vater die Thronbesteigung von einer Volksabstimmung abhängig gemacht hatte. In wenigen Tagen wird das Staatsoberhaupt des alten Wikingerlandes Österreich einen Besuch abstatten.

Als König Olav 1903 in Großbritannien, dem Heimatland seiner Mutter, zur Welt kam, hieß sein Vater noch Prinz Carl von Dänemark. Erst 1905, als die Norweger die Personalunion mit Schweden lösten, wurde aus dem Dänenprinzen der norwegische König Haakon VII. — ein wirklich demokratischer Monarch, vom norwegischen Volk direkt in sein Amt berufen. Kronprinz Olav hatte es nicht schwer, populär zu werden. Als Skifahrer und als Segelsportler (er gewann 1928 in Amsterdam bei einem Segelbewerb eine olympische Goldmedaille) erwarb er sich die Sym pathien der sportbegeisterten Norweger. Doch Olav wurde nicht zum überall herumgereichten Playboy der High-Society; dazu nahm er seine Aufgabe zu ernst. Er schlug die Offizierslaufbahn ein und wurde kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges General.

1940, als der deutsche Überfall die Hoffnung der Norweger zerstörte, diesen Krieg ebenso wie den ersten Weltkrieg als Insel des Friedens überstehen zu können, ging die königliche Familie gemeinsam mit der Regierung nach Großbritannien. Kronprinz Olav spielte eine führende Rolle bei der Organisierung der Streitkräfte des freien Norwegens, wobei ihm seine herzlichen persönlichen Beziehungen zu Präsident Roosevelt zugute kamen. Auch mit der norwegischen Widerstandsbewegung, von der die deutsche Besatzungsmacht und das Quisling-Regime in einen hartnäckigen Kleinkrieg verwik- kelt wurden, stand er in ständiger

Verbindung. Im Mai 1945 kehrte Olav als erster der königlichen Familie in das befreite Norwegen zurück. Das Verhalten des Königs und des Kronprinzen während des Krieges hatten die Bindungen der Norweger an ihr Königshaus noch verstärkt, und als König Haakon 1957 starb, wurde die Königswürde in einer einfachen Zeremonie im Storting von Olav übernommen.

„Alt for Norge“ hat sich König Olav zum Motto gewählt. „Alles für Norwegen“ — für König Olav, dessen private Interessen, neben dem Sport, vor allem der Geschichte und den Sozialwissenschaften gelten, ist dieser Wahlspruch keineswegs die Verschleierung spätfeudaler Allüren. Für diese ist Norwegen, das drei Jahrzehnte von einer sozialistischen Mehrheit regiert wurde, viel zu sehr demokratisch und viel zu sehr egalitärer Wohlfahrtsstaat; und der König viel zu sehr Demokrat.

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