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GOTTFRIED HEINDL / VON DER KÄRNTNERSTRASSE NACH MANHATTAN

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„Die Pflege beidseitiger kultureller Beschenkung im Dienste immer größerer, friedvoller Humanität“ — das hat Bundesminister Piffl-Perlevit zum Zweck und zur Aufgabe der sieben österreichischen Kulturinstitute (Rom, Paris, London, New York, Warschau, Kairo, Teheran) erklärt. Als neuer Leiter des New Yorker Kulturinstitutes wird Anfang März Dr. Gottfried H ein dl in die USA übersiedeln, in das Haus im Herzen Manhattans, in unmittelbarer Nähe des Rockefeller Center, in das Haus, das der kulturelle Stützpunkt Österreichs in der Neuen Welt ist.

Gottfried Heindl ist Angehöriger jener Generation, die den Nationalsozialismus und den Krieg zwar voll und ganz miterlebt, die aber 1945 als neue, unverbrauchte Generation den Aufbau Österreichs begonnen hat. Als der geborene Wiener Heindl (Jahrgang 1924) im Februar 1946 aus der Gefangenschaft zurückkam, führte ihn einer seiner ersten Wege an die Philosophische Fakultät der Universität Wien, wo er Geschichte und Zeitungswissenschaften inskribierte. Einige Tage später stellte er sich in der Redaktion der „Furche“ Dr. Friedrich Funder vor. Die Kulturredaktien der „Furche“ wurde zum ersten journalistischen Tätigkeitsgebiet des Werkstudenten. Seine journalistische Laufbahn brachte ihn dann über den österreichischen Wirtschaftsverlag in die Redaktion der „Neuen Wiener Tageszeitung“, des „Leibblattes“ von Julius Raab. 1951 promovierte Heindl, bereits innenpolitischer Redakteur der Tageszeitung, zum Dr. ph.il. 3953 tourde er geschäftsführender Chefredakteur, und

1954 bat ihn Raab: „Ich kann Sie net zwingen, aber ich war' Ihnen dankbar, wenn Sie in die Kärntnerstraße übersiedeln.“ Heindl übersiedelte. Zunächst war er Pressereferent der ÖVP-Bundes-parteileitung, ab 1961 Haupt-geschäflsführer. Am 1. Dezember 1966 wurde Dr. Heindl Vertragsbediensteter im Bundesministerium für Unterricht: Am Mino-ritenplatz bereitete er sich für New York vor.

Die USA sind für Gottfried Heindl kein Neuland. 1956 war er auf Einladung des State Department bereits sechs Wochen „drüben“, 1962 folgte die1 zweite Visite über den Atlantik. Die Sektion VII des Unterrichtsministeriums, der Gesandter Karasek vorsteht, schickt also einen schon routinierten Amerikafahrer nach New York. Neben seiner journalistischen Arbeit und seiner Tätigkeit in der Bundesparteileitung der ÖVP konnte Doktor Heindl sich auf kulturellem Gebiet einige Erfahrungen aneignen. Er ist Verfasser einer „Geschichte des 20. Jahrhunderts in Anekdoten, Aphorismen und Bonmots“, Mitarbeiter an dem Buch „20 Jahre Zweite Republik“ und wird (als „Morgengabe“, wie er sich ausdrückt) nach New York ein Manuskript mitnehmen, das noch einer letzten Überarbeitung bedarf, eine Studie über das historische Phänomen, daß Österreich-Ungarn als einzige europäische Großmacht keine Kolonien erworben hat. Doch nicht nur als Autor ist Gottfried Heindl auf diesem Gebiet hervorgetreten: Er ist Geschäftsführer des 1965 gestifteten Leopöld-Kunschak-Preises und war längere Zeit Mitglied der Jury des Karl-Renner-Preises für Publizistik, jenes Preises, der oft der „österreichische Pullitzer-Preis“ genannt wird.

In wenigen Wochen wird Gottfried Heindl bereits im Haus in der 52. Straße in New York arbeiten, im „Austrian Institute“, das neben Ausstellungsräumen und einem Vortragssaal unter anderem auch über eine Bibliothek von etwa 4000 Bänden verfügt. New York und die anderen Kulturinstitute — durch sie erbringt Österreich den Beweis, daß es, entgegen aller Skepsis, sehr wohl imstande ist, eine kulturelle Mission zu erfüllen und durch kulturelle Repräsentanz im Ausland einen kleinen, aber nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten.

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