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Eisberg in New York

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„Dos österreichische Kulturinstitut in New York ist mit einem Eisberg vergleichbar — der größte Teil unserer Aktivität ist unsichtbar, liegt nicht im Bereich des Spektakulären.“ So umschreibt Dr. Gottfried Heindl, der Leiter des „Austrian Instituts“, seinen Aufgabenbereich. Nicht oder nur wenig spektakulär: das ist der ständige Kontakt mit den amerikanischen Universitäten; das ist die Versendung österreichischer Literatur, die Zusammenstellung und Vermittlung von Ausstellungen, die Verleihung von Filmen (581 im Jahre 1966), das Spenden von Büchern (2037), Zeitschriften und Schallplatten; das ist die Betreuung von Studenten und Studentengruppen, die an einem Studium in oder über Österreich interessiert sind; das ist die Förderung des Akademikeraustausches.

Zwei Minuten vom Rockefetter Center und von St. Patricks Cathe-dral, in der 52. Straße, steht das kleine, vornehme ehemalige Wohnhaus, in dem seit 1963 das Österreichische Kulturinstitut eine Heimstatt gefunden hat. Die Geschichte des Instituts begann schon 1956. In diesem Jahr kam Dr. Wilhelm Schlag, der Vorgänger Heindls, nach New York. Nach Rom, London und Paris sollte nun auch in den USA der Boden für ein Kulturinstitut vorbereitet werden. New York als die zwar nicht repräsentativste, aber größte, kulturell lebendigste und nach Europa hin offenste Stadt der USA wurde zum Standort bestimmt. Mehrer Jahre mußte Schlag in gemieteten Büroräumen arbeiten, bis 1961 endlich mit der Adaptierung des schon längere Zeit in österreichischem Eigentum befindlichen Hauses begonnen werden konnte.

Es ist ein schönes Haus, mit eigenem Charme, in dem sich Österreichs kulturelle Präsenz in der gar nicht mehr so neuen Welt entfaltet; es ist nur etwas klein, vor allem fehlt ein größerer Veranstaltungssaal. Doch werden in Wien und in New York bereits Pläne gewälzt, wie man diesem Raummangel abhelfen könnte.

New York ist für ein kulturelles Zentrum von der Art des Kulturinstitutes kein leichter Platz. Die Stadt ist im kulturellen Bereich ungewöhnlich saturiert. Theater (Broadway und off Broadway), Museen (das Museum of Modern Art allein zählt über eine Million Besucher im Jahr), Universitäten bieten den New Yorkern ein überaus dichtes kulturelles Programm. Doch das kleine Haus in der 52. Straße hat sich dennoch einen festen Platz im Kulturleben erobert. Freilich, den Kern der regelmäßigen Besucher der Veranstaltungen des Instituts stellen ehemalige Österreicher. Die Kontakte mit den Emigranten sind eine Ehrenpflicht. Viele der Emigranten, von denen ein Großteil Österreich nicht freiwillig verlassen hat, haben ihren Frieden mit Österreich gemacht; vielleicht nicht zuletzt wegen der freundlichen Verbindung mit dem Kulturinstitut. Aber darüber hinaus muß das Institut Österreich nicht nur in New York, sondern in den ganzen USA repräsentieren.

Nicht vordergründige Propaganda, sondern allmählicher Aufbau eines erneuerten „Austrian Image“ ist Sinn und Zweck jeder Aktivität. Das langgediente Österreichbild, charakterisiert durch die „vier M“ Mountains, Music, Maria Theresia und Mozart, soll nicht geändert, sondern ergänzt, intellektueller gemacht werden; damit Österreich in der Vorstellung der Amerikaner nicht nur als Museum alter Operettenherrlichkeit und als Märchenland existiert; damit sich herumspricht, daß es in Österreich Kultur nicht nur in erstarrter, sondern auch in lebendiger Form gibt.

Gottfried Heindl hat die Absicht, dem „Austrian image“ auf den Grund zu gehen. An 2000 Studenten wird im Herbst ein Fragebogen verschickt, der die Vorstellung des US-Durchschnittsstudenten über Österreich auslotet. Einige Probefragebogen wurden bereits beantwortet: Der Film „Sound of Music“ (die Trapp-Story) wird am häufigsten mit Österreich assoziiert, aber auch „Horse shows“ und „Franz Joseph“ werden nicht selten genannt. Und das ist eben ein bißchen wenig.

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