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Reformer aus New York

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Von einem „Hoi‘izonte“-Team des Fernsehens wurde Ministerialrat Dr. Erwin Thälhammer in das grelle Scheinwerferlicht ge setzt und mußte Rede und Antwort stehen, warum er als Chel der Bundestheaterverwaltung das Theater am Kärntnertor gemietet hatte.

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Von einem „Hoi‘izonte“-Team des Fernsehens wurde Ministerialrat Dr. Erwin Thälhammer in das grelle Scheinwerferlicht ge setzt und mußte Rede und Antwort stehen, warum er als Chel der Bundestheaterverwaltung das Theater am Kärntnertor gemietet hatte.

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Thalhammers Nachfolger ist Doktor Gottfried Heindl, der derzeitige Leiter des Kulturinstitutes in New York. In New York hatte sich Heindl innerhalb kürzester Zeit eingelebt und zahllose österreichische Künstler und Wissenschaftler in das amerikanische Kulturleben eingeführt. Auf Heindls Initiative gingen Konzerttourneen, Theateraufführungen österreichischer Bühnen und Ausstellungen österreichischer Künstler zwischen San Franzisko und New York zurück.

Dabei kommt Heindl durchaus nicht aus dem rein musischen Bereich. Der gelernte Journalist wurde 1960 Hauptgeschäftsführer der österreichischen Volkspartei und leitete die Wahlkämpfe 1962 und 1966.

Trotz dieser beiden für die Volkspartei gewonnenen Wahlschlachten „vergaß“ das politische Establishment in der Kämtnerstraße seinen Hauptstrategen. Wie etwa auch Karl Pisa, gelang es Heindl niemals, ein politisches Mandat zu erreichen. Und auch nach Bildung der Alleinregierung wurde er nicht berücksichtigt.

Hatte Heindl schon vorher literarisch von sich reden gemacht und als Aufsichtsrat des Rundfunks engen Kon- , takt mit dem kulturellen Leben gefunden, schlug ihn 1966 Unterrichtsminister Piffl-Perčevič als Leiter des New Yorker Kulturinstitutes vor, was Heindls Neigungen am meisten entgegenkam.

Trotz der politischen „Vergangenheit“ Heindls anerkannte nunmehr aber auch die sozialistische Presse seine Fähigkeiten und kommentierte seine Ernennung nicht negativ.

„Geschenk“ an den CV, wie es die „Arbeiter-Zeitung“ wahrhaben will. Vielmehr interessierten sich nach dem Auszug von Gerhard Bronner und seinem Kabarett vor allem das in einem Kaffeehaus residierende Kabarett „Der Würfel", eine deutsche Interessentengruppe und sogar zeitweilig der ORF um einen Abschluß des Mietvertrages.

Denn Lage und guter Ruf als exzellente Kleinbühne machten das Theater zu einem begehrten Objekt. Thalhammer griff zu, weil das Burgtheater schon seit Jahren nach einem „Werkstatttheater“ Ausschau hielt. Wenngleich es auch der Collegia am liebsten gewesen sein dürfte, den Vertrag mit den Bundestheatern abzuschließen.

Da das Finanzministerium seither keine Mittel freigab, um die Bühne zu bespielen bzw. notwendige Adaptierungen vorzunehmen, stand das Kärntnertortheater leer, obwohl auf Grund eines zehnjährigen Mietvertrages allmonatlich 37.000 Schilling an Zins gezahlt wurden.

Juristen stellen fest, daß der Mietvertrag durchaus korrekt und wahrscheinlich nicht aufzulösen ist. Wenngleich es ein Gutachten geben soll, das die vorzeitige Aufkündigung für möglich erklärt. Die Vertreter der Collegia allerdings wollen notfalls auch einen Rechtsstreit riskieren,

weil sie sich keiner Unkorrektheit bewußt sind und nicht weiterhin in die Mühle des Parteienstreits kommen wollen.

Ministerialrat Thalhammer allerdings wird — dem Vernehmen nach — nicht in die „Wüste“ geschickt. Vielmehr soll er die Leitung der Sektion „Kulturelle Auslandsbeziehungen" übernehmen, die derzeit von Gesandtem Dr. Franz Karasek geleitet wird. Karasek kandidiert auf einem fixen Nationalratsmandat der ÖVP und soll nach dem 1. März 1970 als außenpolitischer und kulturpolitischer Experte in das Parlament einziehen,

Dr Gottfried Heindl hingegen wird so lange mit dem gleichen Imperium wie Thalhammer regieren, bis eine Neuregelung der Bundestheater auf gesetzlicher oder zumindest organisatorischer Ebene erfolgt. Heindls Ruf als „Reformer“ ist allerdings umstritten.

Vor allem wird es der Gesetzentwurf der „Aktion 20“ sein, der als Diskus- sionsbasis dient. Auf diese Weise hofft die ÖVP, aus dem Schußfeld der Opposition zu kommen; denn immer dann, wenn es um die Frage nach Einsparungen im Bundeshaushalt geht, erwähnt Dr. Kreisky die Bundestheater als mögliche Sparquelle.

Mühle des Parteienstreits

Thalhammer hingegen war schon vorher in den Schußwinkel der Opposition geraten. Der Rechnungshof hatte in seinem Bericht die Miete des Kämtnertortheaters in der Wal- flschgasse kritisiert und die Legitimation zum Abschluß des Mietvertrages geleugnet. Was aber die sozialistische Opposition besonders erregte, war der Umstand, daß das Kärntnertortheater im Besitz des Vereines „Collegia“ steht, der wiederum ein Unterstützungsverein einer CV-Verbindung ist.

Nun ist Thalhammer nicht Cver und der Mietvertrag ist durchaus kein

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