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Wie eine Perle in einer Muschel

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Steil fällt der Monte Titano nach Norden ab. Er durchzieht das zirka 60 Quadratkilometer umfassende Gebiet San Marino einem Rückgrat gleich. Und der bis zu 756 Meter ansteigende Berg scheint zugleich die Sicherheit des „Zwergstaates“ San Marino garantieren zu wollen. Denn immerhin seit dem 13./14. Jahrhundert konnte dieser Staat seine Selbständigkeit behaupten.

Er überstand den Zugriff des Kirchenstaates und des neuen Italien. Unweit des weltbekannten Badeortes am Adriatischen Meer, Rimini, liegt San Marino, einer Insel gleich im italienischen Hoheitsgebiet eingebettet, wie eine Perle in einer Muschel.

Die Sprache ist italienisch und die Währung ist dem die „Insel San Marino“ umgebenden Staat gleich. Die Bürger sind trotzdem stolz auf ihren Staat. Er hat immerhin auch einiges seinen Bürgern zu geben, denn er ist geschichtsträchtig.

So soll San Marino im 4. Jahrhundert vom hl. Marinus gegründet worden sein. Erwähnt wird er allerdings erst in der Pippin'schen Schenkung von 754. Die Selbständigkeit konnte der Staat dank guter Schutz-vertrage sowohl mit den Herren von Montefeltro und Urbino sowie mit dem Kirchenstaat und dem Köni-^eich Italien immer wieder be-laupten.

Die Verfassung des Staates, die am 8. Oktober 1600 niedergeschrieben und mehrfach den „Zeitbedürfnissen“ angepaßt wurde, geht auf das 13. Jahrhundert zurück. In der Hauptstadt San Marino, die etwa 4.600 Einwohner zählt, regiert das Parlament, das Consiglio Grande e Generale, mit 60 Abgeordneten. Sie sind für fünf Jahre gewählt und sie bestellen für fünf Jahre den aus zehn Mitgliedern bestehenden Staatsrat sowie die zwei Staatsoberhäupter (Capitani regenti). Diese haben eine Amtszeit von nur sechs Monaten und präsidieren das Parlament, den Staatsrat und das Oberste Gericht, den Rat der Zwölf

San Marino ist nicht die größte Stadt des Kleinstaates. Sie wird noch um 400 Bürger von der Gemeinde Serravale Dogana übertroffen. Der Fremdenverkehr – immerhin hat dieses kleine „Eiland“ einige Sehenswürdigkeiten, wie eine Burg aus dem 11. Jahrhundert und einige schöne Kirchen und öffentliche Bauten zu bieten – ist für sie eine gute Einnahmequelle. Weiterhin leben sie von einer kleinen Industrie sowie Landwirtschaft und Weinbau.

Aber nicht nur die Weine, sondern auch die Orden des Staates sind begehrt. Es sind der St. Marinus-und der St. Agatha-Orden. Die Männer müssen im Notfall ihren Staat verteidigen, aber eine Wehrpflicht gibt es nicht.

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