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WILLIBALD MAYR / HERBERGSVATER DER STUDENTEN

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Noch sind an Österreichs Hohen Schulen Ferien. Nicht für die Studentenheime freilich, die auch heuer wieder Gäste aus aller Welt beherbergen, und auch nicht für den „Studentenvater“ Willibald Mayr, der am 11. Mai 1965 sein 65. Lebensjahr vollendet hat. Er hat sich, wie es seinem Charakter und Wesen entspricht, allen Ehrungen entzogen und sich mit seiner Gattin in den Gnadenort der Gottesmutter, Mariazell, zurückgezogen. Er ist von Beruf Elektroingenieur und absolvierte die Technische Hochschule in Wien und ist Ministerialrat in der Generalpostdirektion. Sein Lebenswerk liegt in der Studentenfürsorge. Schon im Jahre 1920 holte der erst vergangenes Jahr dahingegangene Prälat Kanonikus Dr. Karl Rudolf den Studenten Willibald Mayr in das Studentensekretariat und nahm ihn damit in die Studentenfürsorge als Leiter des damaligen Studentenheimes in Wien XVIII Khevenhüllergasse. So wuchs Willibald Mayr schon frühzeitig in das Studentenwerk der Akademikerhilfe, das eben-falls von Karl Rudolf gegründet worden war. Seit dieser Zeit ließ Mayr die Studentenfürsorge und damit die Sorge um den studentischen Nachwuchs nicht mehr los. Nur mit Unterbrechung durch die Zeit des Nationalsozialismus von 1938 bis 1945 ist er auf diesem Gebiete tätig. Auch in der Zeit des Widerstandes war es Willibald Mayr, der seine Freunde zu Besprechungen mitten in das Nazinest des Langemarkstipendiums holte, denn das Studentenheim der Akademikerhilfe in Wien XVIII Michaeierstraße, dessen Leiter Willibald Mayr war, und eine Dienstwohnung innehatte, war vom Reichs-studentenwerk der Hitlerzeit beschlagnahmt worden. So lange wurden diese Besprechungen gehalten, bis sie aufflogen und Willibald Mayr eingekerkert wurde. Nach dem Umbruch 1945 wurde er an die Spitze der Akademikerhilfe berufen, deren Obmann er bis heute ist. Unter • seiner Führung wuchs dieses Werk zu einer Größe, die sich die Gründer nicht gedacht hatten. Während die Akademikerhilfe bis 1938 zum Teil noch in Mietobjekten mit ihren Studentenwohnungen untergebracht war, so sind es heute ausschließlich Eigenheime, in denen die Akademikerhilfe nicht nur für die Wohnung der von ihr betreuten Studenten sorgt, sondern der auch die geistige Hilfe am Herzen liegt. Vielen Eltern wird alljährlich die Sorge um ihre Söhne zum Teil wenigstens abgenommen, wenn sie vom Land in die Alma mater der Großstadt ziehen. Für sie alle sorgt Willibald Mayr wie ein Vater, und mit Recht wurden ihm schon der Titel eines Studentenvaters verliehen. Die Akademikerhilfe verfügt heute über vier große Heime in Wien und je eines in Leoben und in Graz. Demnächst wird ein neues Großheim mit zirka 400 Zimmern eröffnet werden, das sich gegenüber dem derzeitigen Studentenheim in der Pfeilgasse befindet. Es werden demnach in diesem Komplex zirka 1000 Studenten ihr Unterkommen finden. Gerade diese Neugründungen in Wien und Graz gehen auf die Initiative Willibald Mayrs zurück. Er ist von einem Idealismus beseelt, wie ihn die heutige Zeit nur mehr selten kennt. Sein Feuergeist läßt ihn nicht ruhen, und alle, die mit ihm arbeiten, bekommen diese Unruhe zu spüren, und sie treibt ihn immer wieder zu neuen Taten an. Das spüren auch seine Freunde, denen es Willibald Mayr oft wahrlich nicht leicht macht. Aber gerade darum auch sein Erfolg, den alle, besonders aber die Studenten, zu schätzen wissen. Die Persönlichkeit Willibald Mayrs hat es zuwege gebracht, daß die Akademikerhilfe heute nicht nur zu den ältesten, sondern auch zu den größten Studentenfürsorgeeinrichtungen in Österreich zählt. Mögen dem Studentenvater Willibald Mayr noch viele Jahre des Schaffens und Wirkens im Interesse der gesamten Hochschülerschaft beschieden sein.

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