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Wird Uruguay isoliert?

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Vier Nächte lang ähnelte Montevideo einer verdunkelten Stadt. Schaufenster und Lichtreklame blieben finster. Die Unternehmer folgten dem Aufruf ihres Verbandes. Bei der Flut neuer städtischer Steuern war die „Propaganda an öffentlichen Wegen“ zum Teil auf das 36fache erhöht worden, „aus Versehen“, wie der Präsident des Stadtrates erklärte, und sie wird nicht erhoben werden. Solche „Irrtümer“ haben sich in weit größerem Maßstab in dem staatlichen- Haushaltsplan eingeschlichen, der „en bloque“ in der letzten Stunde vor Ablauf der verfassungsmäßigen Frist bei dem Repräsentantenhaus durchgepeitscht wurde. Allein in diesem Jahr sind die Preise um über 25 Prozent gestiegen, ohne daß die Beamtengehälter annähernd Schritt hielten. Die „Staatsdiener“ drohten mit Generalstreik. Darauf einigte sich der „Staatsrat“ auf eine neue Gehalts-skala, die von 1600 uruguayischen Pesos (im Freikurs zirka 1500 Schilling) bis 4000 Pesos (zirka 4000 Schilling) für einen Polizeiinspektor und 7000 Pesos (zirka 7500 Schilling) für einen Minister reicht. Die Regierung verlangte aber, daß alle Streiks abgeblasen werden müßten.

Nun war die Fülle der Streiks abgeflaut. Lehrer und Schüler an Grundschulen und Gymnasien hatten — trotz 29 Prozent des Haushalts für „Erziehung“ — zuletzt „gestreikt“. Aber die Postbeamten taten es noch. Ihre Situation ist besonders prekär. Ein Briefträger verdient im Monat — brutto — etwa 1000 Pesos, ein hoher Postfunktionär nach 46 Dienstjahren etwa das Doppelte. Es gibt kaum Schreibmaschinen und so wenig Papier, daß die Postämter in der Gampafia alte Wahlflugzettel für ihre amtlichen Mitteilungen benutzen. 20 Lastwagen, die vor einiger Zeit zur Beförderung der Postsäcke und Pakete erworben wurden, sind fast immer kaputt. Ersatzteile und Brennstoff fehlen.

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