Die neue Welle politischer Morde und die auf den 1. März angesetzten Präsidentschaftswahlen rücken wieder einmal den mittelamerikanischen Staat Guatemala, den viele nur als Ursprungsland guten Kaffees kennen, in den Mittelpunkt des Welt-Interesses.Auf diesem „Balkan Amerikas“ gab es bis 1944 nur Militärdiktaturen. Dann kamen zehn Jahre, in denen Linksintellektuelle durch schnelleSozialreformen ein Säkulum zu überspringen suchten. Aber Foster Dulles erreichte auf dem panamerikanischen Kongreß, 1954, einen damals ausschließlich auf Guatemala gemünzten Beschluß gegen die
Der politische Mord gehört heute in Lateinamerika nur in Guatemala zum normalen Leben. Die Linksund Rechtsterroristeni verhängen Todesurteile über ihre politischen Feinde und erschießen sie systematisch meist vom fahrenden Auto aus. In Brasilien sind die Zeiten, in denen man sich billig Berufsmörder kaufen konnte, um den politischen Gegner umzubringen und „Prominente“ nur mit Leibwächtern auf die Straße gingen, im allgemeinen seit einigen Jahren vorüber. Es gibt aber weiterhin Mordorganisationen. Sie sind nicht immer politischer Natur. So war es eine Gruppe von Polizisten, die in
Die auf interamerikanischer Ebene durchgeführte Untersuchung über die Kindersterblichkeit hat wieder die Aufmerksamkeit auf die erschütternden Gesundheitsverhältnisse in Brasilien gelenkt. 50 Prozent aller Brasilianer sterben unter fünf Jahren (in Dänemark 5 Prozent). Im Alter bis zu einem Jahr sterben von 1000 Neugeborenen in den Großstädten durchschnittlich 70, in dem nordöstlichen Elendsgebiet bis zu 363 (in Schweden 13).
Am 15. März trat der neugewählte venezolanische Präsident Rafael Caldera sein Amt an. Er ist Anfang Fünfzig, Anwalt, Universitätsprofessor für Arbeitsrecht und unbestrittenes Idol der „COPEI“ („Comite de Organizaciön politica electoral inde-pendiente“, das heißt „Komitee für unabhängige wahlpolitische Organisation“), wie der komplizierte Name der christlichdemokratischen Partei Venezuelas lautet.Seiner Amtsperiode sehen viele mit größter Skepsis entgegen. Das beruht zunächst darauf, daß er mit noch nicht 30 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt wurde. Er sieht sich
Als einer der wichtigsten Entwicklungspläne für die Zukunft Lateinamerikas wird zwischen fünf Staaten (Argentinien, Brasilien, Uruguay, Paraguay und Bolivien) die gemeinsame Ausbeutung des Rio-de-la-Plata-Beckens, des größten in der Welt nach dem Amazonasgebiet, in feierlichen Reden proklamiert. Durch ihn sollen vor allem die Verbindungswege und Energiequellen integriert werden. Wie weit aber die Realität von diesen erklärten Absichten entfernt ist, zeigt die Auseinandersetzung zwischen Argentinien und Uruguay um die Souveränität im Rio de la Plata und die scharfen argentinischen
Ein uruguayischer Vater legt seinem Kinde zwei Mitgliedskarten in die Wiege. Die eine lautet auf den Fußballklub „Fenarol” oder „Nacio- nal”, die andere auf den „Partido Colorado” („Rote Partei”) oder „Partido Nacional”, auch „Partido Blanco” („Weiße Partei”) genannt. Aber diese traditionellen Parteien, die man oft mit den nordamerikanischen Demokraten und Republikanern verglichen hat, haben außer dem historischen Pathos nur die Aufgabe, durch ein einheitliches Wahl-„lema” („Wahlmotto”) ihr Auseinanderfallen in zahllose Splittergruppen zu verhindern und
Am 1. April trat unter der formelhaften Bezeichnung „Gesetz Nummer 17.567” die argentinische Strafrechtsreform in Kraft. Da der „Präsident” Generalleutnant J. C. Ongdnia sie in Ausübung der „gesetzgebenden Gewalt”, die durch das Revolutionsstatut auf ihn übertragen wurde, dekretiert hat, läge es nahe, in ihr Merkmale des totalitären politischen Strafrechtes zu suchen. Aber auch in diesem Falle zeigt sich wieder, wie wenig die schematische Gegenüberstellung diktatorischer und demokratischer Rechtsprinzipien auf die lateinamerikanische Realität paßt.Dr. Sebastian Soler, der
Der Tradition eines halben Jahrhunderts entsprechend ist Brasilien für das State Department der „Schlüsselstaat“ Latednamerikas. Mit kurzen Unterbrechungen in den Epochen der Präsidenten Vargas und Goulart waren die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern sehr eng. In beiden Weltkriegen war Brasilien Partner der Vereinigten Staaten, im zweiten das einzige lateinamerikanische Land, das ein Expeditionskorps auf den europäischen Kontinent entsandte.Der Marschall Humberto Castelo Branco, der seine Revolution vor drei Jahren im Einvernehmen mit den USA
Die Vereinigten Staaten scheinen ] in der Fehleinschätzung ihrer Ge- i folgschaft in Lateinamerika in einen i ähnlichen Irrtum verfallen zu sein, . wie er ihnen in Vietnam zum Ver- : hängnis geworden ist.Der nordamerikanische Unter- 1 Staatssekretär Covey T. Oliver, der ’ für die „Allianz für den Fortschritt“ zuständig ist, erklärte, daß sich dieser Zehnjahresplan, von dem inzwi- sehen mehr als die Hälfte abgelaufen ' ist, gefestigt habe und nur eine „Clique“, die „wie die Dinosaurier 1 bereits ausgestorben oder Im Aussterben begriffen sei“, auf ihren Privilegien
Schwerwiegende Streiks und das scharfe Einschreiten der argentinischen Revolutionsregierung lenken die Aufmerksamkeit auf die Häfen des Rio de la Plata, die von den internationalen Reedereiverbänden zu den „teuersten und desorganisiertesten der Welt“ zählen.In Buenos Aires und Montevideo mußte man von. einer Willkürherrschaft der Hafenarbeiter sprechen. Die Aufsichtsorgane wagten ihnen nicht zu widersprechen, weil sie bei der kleinsten Differenz den ganzen Hafen stillegten. Sie hatten originelle Lohnbedingungen aufoktroyiert. So arbeitete ein Stauer in der argentinischen Hauptstadt
Mitte September treten die Außenminister in New York zusammen, um die „interamerikanische Zusammenarbeit“ wieder in Gang zu bringen. Die Tagung der „Organisation amerikanischer Staaten“ in Buenos Aires war abgesagt worden. Man konnte die „Charta1.“ dot „OAS“ „zur Stärkung der repräsentativen Demokratie“ schlecht in einemGeneral Juan Carlos Ongania: kein „Berufsdiktator" Photo: KeystonLande ändern, in dem gerade Generäle die Macht ergriffen hatten, ganz abgesehen davon, daß Venezuela sich weigert, in einem totalitären Staate zu verhandeln. Die „Konferenz der
Architekten aus Japan, alte Damen aus USA, Mitglieder eines Automobilklubs aus der Bundesrepublik, Fachleute und Weltenbummler besuchen Brasilia.Als der Gründer der Stadt, Doktor Kubitschek, seine Präsidentschaft beendete, standen 920 Hochhäuser. Seither sind noch etliche 100 dazugekommen. Kubitscheks Nachfolger Janio Quadros regierte zwar aus Brasilia, aber er baute nicht weiter. Dessen Nachfolger Joao Goulart tat es, wenn auch — aus finanziellen Gründen! — sehr langsam. Zum3. Jahrestag der Gründung sprach der -inzwischen längst gestürzte Präsident von der „Errichtung der
In Mexiko City tagten die Delegierten von 18 lateinamerikanischen Regierungen. Sie sollten einen multilateralen Vertrag vorbereiten, in dem sie sich verpflichten, „Atomwaffen nicht zu fabrizieren, zu empfangen, zu lagern oder zu erproben“.Die Initiative zu dieser freiwilligen Rüstungsbeschränkung ging von Mexiko aus. Sie ist in der Generalversammlung der UN und in einer Vorkonferenz im November 1964 gebilligt worden. Zu der jetzigen Tagung liegen Kommissionsberichte über den geographischen Bereich der „atomfreien Zone“, die etwaige Fassung des Regionalvertrages und die Verhandlungen
Die Rolle der Offiziere In Lateinamerika ergibt sich aus dem Vakuum, das bei dem Chaos desorganisierter und korrupter Parteien entsteht, und aus dem Sendebewußtsein, mit dem sich nach ihrer Tradition die sonst beschäftigungslosen Militaristen als „ordnende Kraft“ des „Vaterlandes“ fühlen. Dabei wollen die meist alten Anhänger der Militärdiktatur die Macht behalten, während vor allem jüngere Elemente sie einer geordneten zivilen Kraft übertragen wol-sen. Dieser Gegensatz zeigt sich zur Zeit in Brasilien.Marschall Castelo Branco bezeichnete in seiner jüngsten Kongreßbotschaft
Drei Arten von Zahlen beleuchten die Situation in Argentinien: Das Land hatte zuletzt eine Rekordernte von mehr als neun Millionen Tonnen Weizen, die drittgrößte seiner Agrar-geschichte. Die Regierung kann die Beamtengehälter im Jänner nur zahlen, weil das Parlament sie — in erneuter Änderung des Bankgesetzes ermächtigt, weitere 50 Milliarden Pesos zu drucken. Durch Sabotageakte sind in Groß-Buenos-Aires seit Anfang Dezember 380 Telephonkabel beschädigt worden. 50.000 Anschlüsse waren, 17.000 sind noch unterbrochen. Ihre schnelle Reparatur scheitert daran, daß die Gewerkschaft
Die „beratende Sicherheitskommission“ der „Organisation amerikanischer Staaten“ hat vorgeschlagen, eine Konferenz aller amerikanischer Innenminister einzuberufen, um eine „Interamerikanische Politische Polizei“ („INTERAMPOL“) zu schaffen. Sie soll den Kampf gegen die „internationale kommunistische Bewegung“ unter einem Zentralorgan führen, wobei ihre Zuständigkeit von dem einfachen Austausch von Informationen bis zu dem koordinierten Eingreifen der Exekutivbeamten reichen muß. Die mittelamerikanischen Staaten, die durch ihre geographische Lage bei dem „Export“ der
Vier Nächte lang ähnelte Montevideo einer verdunkelten Stadt. Schaufenster und Lichtreklame blieben finster. Die Unternehmer folgten dem Aufruf ihres Verbandes. Bei der Flut neuer städtischer Steuern war die „Propaganda an öffentlichen Wegen“ zum Teil auf das 36fache erhöht worden, „aus Versehen“, wie der Präsident des Stadtrates erklärte, und sie wird nicht erhoben werden. Solche „Irrtümer“ haben sich in weit größerem Maßstab in dem staatlichen- Haushaltsplan eingeschlichen, der „en bloque“ in der letzten Stunde vor Ablauf der verfassungsmäßigen Frist bei dem
Drei Tage lang fragte man in Montevideo: „Wo ist Goulart?“ Beamte und Journalisten warteten auf dem offiziellen Flughafen Car-rasco. Ein brasilianisches Privat-flugzeug traf ein. „Das ist Goulart.“ Er war es nicht. Dieses Spiel wiederholte sich, bis die reizvolle und elegante Frau Goulart mit ihren Kindern von fünf und sieben Jahren auf einem, und am nächsten Tag Jango Goulart auf einem anderen Militärflugplatz landeten. Ein Staatsrat, zwei Unterstaatssekretäre und zwei Senatoren erwarteten sie — aber keine Ehrenkompanie ... und keine Reden. Nicht ein Präsident, sondern ein
Drei Tage lang fragte man in Montevideo: „Wo ist Goulart?“ Beamte und Journalisten warteten auf dem offiziellen Flughafen Car-rasco. Ein brasilianisches Privat-flugzeug traf ein. „Das ist Goulart.“ Er war es nicht. Dieses Spiel wiederholte sich, bis die reizvolle und elegante Frau Goulart mit ihren Kindern von fünf und sieben Jahren auf einem, und am nächsten Tag Jango Goulart auf einem anderen Militärflugplatz landeten. Ein Staatsrat, zwei Unterstaatssekretäre und zwei Senatoren erwarteten sie — aber keine Ehrenkompanie ... und keine Reden. Nicht ein Präsident, sondern ein
In Lateinamerika erstickt man jetzt in Nullen. Die Inflation überflutet Brasilien. Aber auch in dem kleinen Nachbarland Uruguay war der Hauptgewinn der „großen Lotterie“ am Jahresende 1961 noch 10, in diesem Jahr aber 15 Millionen uruguayischer Pesos, etwa 21 Millionen österreichischer Schillinge. In Brasilien wird täglich, in Uruguay zweimal wöchentlich „Lotterie“ gespielt. Die Zahl berauscht. Nur wenige können 3000 Pesos (zirka 4500 Schilling) für ein Los ausgeben. Aber auch wenn sie nur „ein Hundertstel“ kaufen, also auch nur 150.000 Pesos gewinnen können, spielen sie in
Der neue Panamakonflikt, der nach den letzten Nachrichten nun doch einer friedlichen Regelung zustrebt, ist ein Schulbeispiel für die Gegensätze zwischen beiden Halbkontinenten. Die Anti-Yankee-Gesinnung der Panamesen entspricht den Gefühlen von Zwischendeckpassagieren, die dauernd in den Speisesaal der Luxusklasse starren.Expräsident Truman sagt, die Panamesen zeigten dieselbe Undankbarkeit wie die Kubaner. „Wir haben Panama geschaffen. Ohne die USA gäbe es kein Panama.“ Nun war es von 1846 bis 1903 gewiß nur ei'n vernachlässigtes Anhängsel von Kolumbien. Trotz 53 Revolutionen
Das politische Klima in Buenos Aires ist umgeschlagen. An die Stelle der Resignation ist Optimismus getreten. Er gründet sich vor allem auf die Persönlichkeit des Landarztes Dr. Arturo Illia, der am 12. Oktober die 25. Präsidentschaft des Landes übernehmen soll. Ehrenhafte, bfföfi ‘uhd’b cheidene Männer sind äuf der politischen BühSö ‘Lateinamerikas selten zu sehen, und Argentinien ist in dieser Hinsicht besonders wenig verwöhnt. Dr. Illia erweckt Vertrauen! Sein scharfes und schmales Gesicht mit der stark heraustretenden Nase und der etwas vergilbten Haut läßt ihn älter als
Lateinamerika schwankt weiter zwischen Militärdiktatur und Demokratie. In Argentinien haben die Generäle vor 14 Monaten den Präsidenten Doktor F r o n d i z i, in Peru vor 10 Monaten den Präsidenten Dr. P r a d o — kurz vor dem Ende seiner Amtszeit — gestürzt. Da aber derzeit die Demokratie — mindestens theoretisch — als die einzig zulässige Regierungsform in Lateinamerika gilt, können sich die Diktatoren international nur halten, wenn1 sie ihre Gewaithesobff <V6vi vornherein selbst begrenzen. ;So sind „Wahlen“ anberaumt — in Peru für den 9. Juni und in Argentinien
Wenige Tage, nachdem Präsident Kennedy in Costa Rica mit den mittelamerikanischen Präsidenten, zu denen auch Ydigoras gehörte, die Demokratisierung des Kontinents im Rahmen der „Allianz für den Fortschritt“ proklamierte, ist in Guatemala wieder aus einer halben Demokratie eine ganze Diktatur geworden. Dabei ist dort das Problem des sowjetischen Brückenkopfes am Panamakanal schon vor acht Jahren aktuell gewesen. Foster Dulles sah diese Gefahr schon als gegeben an, als 2000 Tonnen tschechischer Kleinwaffen für 10 Millionen Dollar von Bord eines schwedischen Dampfers gelöscht wurden.
Die römisch-katholische Kirche Südamerikas (vgl. „Die Furche“ vom 13. April 1963) ist im 16. Jahrhundert mit den Eroberern ins Land gekommen. Dieser Halbkontinent ist zu ihrem größten Einflußgebiet — nach Europa — geworden, in dem 170 von 380 Millionen Katholiken leben. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts hat sich die Kirche bei dem Ende der Kolonialherrschaft zum Partner der Feudalschicht und der Militärkaste entwik-kelt. Jetzt sind die Zeiten vorbei, da der Klerus mit den Reichen um die Macht und mit den Armen um die Seelen zu ringen hatte. Es ist kein Zufall, daß Papst
zösischen Arbeitnehmers geht. Die sogenannte „direkte Demokratie“ ist keineswegs in der Lage, den direkten Weg zum Streikabbruch ausfindig zu machen, im Gegenteil: die Ausmerzung intermediärer Institutionen bringt eine Verarmung der Kontakte im sozialen Leben der Nation, die die Anbahnung von Verständigungen eher erschwert. Gerade dem fehlenden Kontakt zwischen Paris und den Grubenarbeitern ist es zuzuschreiben, daß der Regierung schwere Schnitzer in der Beurteilung der Lage unterliefen. Dieser Umstand mag de Gaulle auch bewogen haben, auf ein persönliches Eingreifen am Fernsehschirm
Am Rio de la Plata herrschte große Aufregung. Die vielgelesene Bonaeren-ser Abendzeitung, „La Razön“, brachte die sensationelle Meldung, der Expräsident General Juan Domingo Perön sei aus Madrid abgeflogen und über einen uruguayischen Grenzort — also unter Umgehung der Hauptstadt Montevideo — in den uruguayischen Badeort Punta dei Este gelangt. Diese Nachricht ist falsch. Dort halten aber führende Peronisten auf dem Besitz des bekannten uruguayischen Politikers Eduardo Victor H a e d o, „La Azotea“, einen Kriegsrat über die Taktik bei den für Juni angesetzten argentinischen
Seit dem Putsch, mit dem Generäle vor 32 Jahren den liberalen Präsidenten Irigoyen absetzten, kontrollieren, überspielen oder ersetzen sie die zivilen Gewalten in Argentinien. Doktor Frondizi betrachtet sich daneben als den verfassungsmäßigen Präsidenten und zieht es vor, weiter als Gefangener der Marine auf der Insel Martin Garcia zu leben, als durch die angebotene Emigration seine Absetzung anzuerkennen. Er wartet — wie Peron in Madrid —, ob das Chaos einen Grad erreicht, in dem man ihn als „Retter“ zurückholen könnte. Nun hat sein Nachfolger, Dr. G u i d o, am Tage nach dem
Präsident Kennedy erklärte: „Man kann auf unserem Kontinent die ersten Bewegungen der Revolution spüren, die friedlich oder gewalttätig sein wird.“Vor einem Jahr wurde auf der Konferenz in Punta del Este der Zehnjahresplan „Allianz für den . Fortschritt“ von allen amerikanischen Regierungen beschlossen. Jetzt erklärte der nordamerikanische „Allianz-Chef“, Teodoro Moscoso, die Schwierigkeiten, die sich ihm entgegenstellten, seien so groß, daß er oft in Gefahr sei, den Mut zu verlieren.Kennedy schloß sich seiner Ansicht n, daß man an den Jahrestag der „Allianz“ zwar
Die Staatskrise in Argentinien hat in der Vorwoche die erwartete dramatische Wendung genommen: Präsident Frondizi ist von den Militärs gestürzt und in das Militärgefängnis auf der Insel Martin Crazia gebracht worden — auch Perön war dort anfangs festgehalten worden I General Poggi, der Oberbefehlshaber der Armee bemühte sich um eine neue Regierung: Schon einige Stunden nach der Staatsaktion war Senatspräsident Guido als neuer Präsident vereidigt. Was die nächsten Zeiten bringen werden, ist ungewiß. Eine Dauerlösung ist nicht sichtbar.Der Schatten des brasilianischen
10.000 Brasilianer drängten sich im Hafen von Santos, als der 44jäh-rige Expräsident Janio Quadros von seiner Weltreise (aus Südafrika, an Bord des holländischen Schiffes „Ruys“) zurückkehrte. Schon eine Woche vorher sah man an den Straßenmasten in Santos Fähnchen mit dem Bild des Expräsidenten und der Unterschrift: „Janio voltöu“ — „Janio ist zurückgekehrt“, während über die Straße gespannte Spruchbänder verkündeten: „Janio hatte recht...“. Das freilich bezweifelt ein großer Teil der sechs Millionen Brasilianer, die Janio nicht zum Präsidenten gewählt
m Argentinien diskutiert man den Versuch des Expräsidenten Juan D. Perön, aus seiner luxuriösen „Verbannung“ in Madrid zurückzukehren. Zu den Wahlen, die am 18. März 1962 stattfinden, hat ihn die „Laboristen“-Partei als Deputierten und die — ebenfalls neoperonistische — „Union Populär“ als Vizegouverneur der Provinz Buenos Aires in die Kandidatenliste eingetragen.In den sechseinhalb Jahren seit seiner Flucht — mit ungezählten Millionen Dollar I — hat Perön seinen politischen Einfluß auf etwa drei Millionen „Descamisados“ behalten und sie
Am 22. Jänner wird in dem uruguayischen Luxusbadeort Punta del Este die Konferenz der 21 amerikanischen Außenminister eröffnet. Washington will auf ihr erneut versuchen, Kuba durch Kollektivmaßnahmen der „Organisation amerikanischer Staaten“ (OAS) zu isolieren.Fidel Castro hat seine revolutionäre Laufbahn weder als Feind der USA noch als Kommunist begonnen. Als er den kubanischen Diktator Battista 1959 gestürzt hatte, fuhr er nach Washington. Er sprach' von der ,traditio-nellen* Freundschaft 'mit USA“, erklärte, „in dem Kampf zwischen Demokratie und Kommunismus an der Seite des
Im Laufe des letzten Jahrzehnts schien Lateinamerika den Weg zu der „repräsentativen Demokratie“ gefunden zu haben. An die Stelle der Militärdiktatoren, die noch vor kurzem in den meisten Staaten regierten, waren frei gewählte Präsidenten getreten. In den wenigen „totalitären Herden“, der Dominikanischen Republik, Nicaragua und Paraguay übte die „Organisation amerikanischer Staaten“ einen erfolgreichen Druck auf freie Wahlen aus. Nur die kubanische Revolution folgte noch ihren eigenen Gesetzen. Aber diese Entwicklung dauert noch nicht lange genug, um zu einer echten
Wahrend LIN-Chefdelegierter Adlai Stevenson als Sonderbotschafter des Prasidenten Kennedy Blitzbesuche bei zehn lateinamerikanischen Regierungen abstattet, erklarte Fidel Castro, das „Gespenst der Revolution” werde weiter durch Amerika laufen, da der „Imperialismus” vergeblich Mittel gegen sie zu erfinden suche. Wahrend Castro iiber den Tausch der 1167 Ge- fangenen gegen Traktoren im Werte von 28 Millionen Dollar verhandelte, veriibten die Attentater auf den dominikanischen Diktator Trujillo merkwiirdigerweise bei ihrer Verhaftung am laufenden Band Selbst- mord (?), gab es 5 Tote und
„Die Gefahr eines Atomkrieges in Europa ist geringer als die der sozialen Revolution in Südamerika“, sagte mir ein Anwalt, der vor 25 Jahren aus dem Rheinland nach Peru emigriert ist und gut Fuß gefaßt hat. „Ich gehe nach Westeuropa zurück.“Um die Größe der Gefahr zu ermessen, muß man nach Cuzco fahren. Es liegt, zwei Flug-, aber 24 Autobusstunden von Lima entfernt, 3400 Meter hoch in den Anden und hat 100.000 Einwohner. Viele wissen, daß Cuzco vor 400 Jahren die „Hauptstadt der Inkas“ war, deren Ruinen einen Anziehungspunkt erster Ordnung für den internationalen
Aus Caracas dirigiert Perön die Untergrundtätigkeit. Ein Kurier der argentinischen Revolutionsregierung bringt sechs große Koffer mit Beweismaterial nach Rio. In Südbrasilien wird eine Verschwörergruppe verhaftet. Die pero- nistische Frauen„führerin" Dr. Elicia Eguren, 19 Monate ohne richterlichen Haftbefehl im Frauengefängnis, wird an Bord eines französischen Dampfers nach Spanien deportiert. Aber schon nach sieben Stunden Fahrt sucht sie — am Kai von den Leitern der Montevideaner Emigrantenzelle erwartet — in Montevideo Asyl und erklärt, daß Perön bald zurückkehren werde.
Montevideo, im Jänner28 Stunden lang aß und trank der bolivianische Staatspräsident Hernän Siles Zuazo nichts. Dann gaben die Führer der COB, der bolivianischen Arbeiterzentrale, ihren Widerstand gegen sein Stabilisierungsprogramm auf. Die Minenarbeiter und Eisenbahner stellten die Streiks ein. „Um ein Volk vom Hunger zu befreien, begann sein Präsident einen Hungerstreik“, schrieb eine südamerikanische Zeitung. Auf dem „Schwarzen Markt" war der Dollar, der offiziell noch immer mit 190 bolivianischen Pesos notiert wurde, in wenigen Monaten von 650 auf 1300 „bolivianos“
Zehntausende demonstrierten in den Straßen von Buenos Aires. Die Botschaft und das Konsulat der Sowjetunion wurden angegriffen. Der Cadillac des Botschafters (Resanow) wurde angezündet. Bei dem Diplomatenempfang zum Jahrestag der Revolution suchten Demonstranten mit dem Rufe „Mörder, Mörder!“ in die Botschaft einzudringen, wurden aber mit Tränengas und Wasser aus Feuerwehrschläuchen zurückgetrieben. In Rosario, der zweitgrößten Stadt Argentiniens, wurde die Revolutionsfeier der Kommunisten gestört. Drei Antikommunisten wurden mit Schüssen verletzt, Parteihäuser der Kommunisten
Die Konferenz der amerikanischen Präsidenten in Panama ist auf den 21. Juli verschoben worden. Der Kontinent ist in alarmierender Unruhe: In Argentinien halten peronisrische Putschversuche an. In Brasilien stürmt die hungrige Menge Eisenbahnen und Autobusse. In Peru und Guatemala kennzeichnen Ausnahme-recht, Generalstreik und Straßenkämpfe das politische Klima. In Kuba werden Mordpläne gegen den Diktator Batista am laufenden Band aufgedeckt. So haben die Präsidenten — nach südamerikanischer Auffassung — dringendere Sorgen, als an einer Konferenz teilzunehmen, die ihnen keinerlei