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Schmutzige Häfen

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Schwerwiegende Streiks und das scharfe Einschreiten der argentinischen Revolutionsregierung lenken die Aufmerksamkeit auf die Häfen des Rio de la Plata, die von den internationalen Reedereiverbänden zu den „teuersten und desorganisiertesten der Welt“ zählen.

In Buenos Aires und Montevideo mußte man von. einer Willkürherrschaft der Hafenarbeiter sprechen. Die Aufsichtsorgane wagten ihnen nicht zu widersprechen, weil sie bei der kleinsten Differenz den ganzen Hafen stillegten. Sie hatten originelle Lohnbedingungen aufoktroyiert. So arbeitete ein Stauer in der argentinischen Hauptstadt für einen Tageslohn von netto 1680 argentinische Pesos, etwa 170 Schilling, von 8 bis 11 und von 14 bis 17 Uhr. Da der Schiffsbetrieb nicht unterbrochen werden darf, bezog er einen zweiten Tageslohn für die Zeit von 11 bis 12 Uhr und einen dritten zwischen 12.30 Uhr und 14 Uhr. Die Schiffslinien mußten so für die Tätigkeit eines Stauers von 8 Uhr früh bis Mitternacht sieben Tageslöhne zahlen. Von den 15.000 gewerkschaftlich organisierten Stauern, die am Morgen zum Hafen kommen, werden etwa 5000 „verpflichtet“. Sie haben viele Methoden gefunden, um ohne Arbeit Geld zu verdienen. Wenn aus der Ladeluke ein ungewohnter Geruch oder — bei Getreide — Staub dringt, bleiben sie an Deck, ohne die Fracht zu berühren. Sie stehen auch an der Mole, wenn das Schiff aus irgendeinem unvorhergesehenen Grund ablegen mußte, verlangen aber ihren Lohn, weil sie „verpflichtet“ waren.

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