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Polizei fur Lateinamerika?
Die „beratende Sicherheitskommission“ der „Organisation amerikanischer Staaten“ hat vorgeschlagen, eine Konferenz aller amerikanischer Innenminister einzuberufen, um eine „Interamerikanische Politische Polizei“ („INTERAMPOL“) zu schaffen. Sie soll den Kampf gegen die „internationale kommunistische Bewegung“ unter einem Zentralorgan führen, wobei ihre Zuständigkeit von dem einfachen Austausch von Informationen bis zu dem koordinierten Eingreifen der Exekutivbeamten reichen muß. Die mittelamerikanischen Staaten, die durch ihre geographische Lage bei dem „Export“ der „castrischen Revolution“ am meisten gefährdet waren, haben sich mit dem gleichen Ziel zusammengeschlossen.
Obwohl Kuba seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen von allen lateinamerikanischen Staaten, außer Mexiko, immer mehr isoliert wird, bleibt die von der .Achse Havanna-Peking“ inspirierte und dirigierte Revolutionsbewegung in Lateinamerika eine latente Gefahr. Mitglieder des „Revolutionskommandos“ der venezolanischen „Befreiungsarmee“ wurden in Peking von Mao Tse-tung empfangen. Sie sollen an der vietnamesischen Front
Erfahrungen sammeln. Ende Dezember 1964 erklärte Tschu En-lai vor dem „Nationalkongreß des Volkes“: „Lateinamerika, Asien und Afrika haben sich in die neuralgischen Zentren der Weltrevolution verwandelt. China wird helfen ... eine gemeinsame Front muß geschaffen werden ...“. Peking begrüßte den Anspruch, Lateinamerika als sein zukünftiges Einflußgebiet zu behandeln, mit zwei Argumenten: Erstens gilt es als „farbiger Kontinent“, weil zwar die führende Schicht weiß ist, die Mehrheit der Masse aber (am Pazifik) von Indios und (in Brasilien) von Negern abstammt; zweitens sieht Peking die heutige lateinamerikanische wie die vorrevolutionäre chinesische Struktur als „semikolonial“ — wegen der Abhängigkeit von wenigen Rohstoffen — und „semifeudal“ — wegen der Latifundien auf dem Agrarsektor — an.
Im angeblichen Kampfe gegen den Kolonialismus entwickelt sich China selbst zur Kolonialmacht. In dieser Richtung sagte der argentinische Außenminister (Dr. Zavala Ortiz) kürzlich: „Eine Revolution, die unter ausländischer Leitung, mit ausländischen Waffen und für ausländische Doktrinen veranstaltet wird, ist keine Revolution, sondern eine Eroberung.“
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