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Gesperrtes Meer

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Tun Razak hat den Sprung gewagt. Der Ministerpräsident Malaysias nahm die Einladung Pekings an. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen wird folgen. Die wichtigsten Staaten der Assoziation der Südost-asiatisohen Staaten, „ASEAN“, Indonesien, die Philippinen werden nachziehen. Peking und die antikommunistische Nachbarschaft haben Frieden geschlossen. Moskaus Vordringen aus den vorderasiatischen und den südasiatischen Räumen nach dem Osten soll ein Riegel vorgeschoben werden. Die Staaten der Zone um das Südchinesische Meer suchen mit Pekings Zustimmung den Weg zu einer regionalen Neutralität: Durchfahrt gesperrt für die Marineeinheiten der Großmächte — gemeint ist vor allem die UdSSR —, die aus dem eröffneten Suezkanal Ostasien zustreben werden. Doch der Erfolg Pekings im Streben nach einer Sicherheitszone im Südwesten wird die chinesisch-sowjetische Rivalität in den anderen Zonen Südostasiens, vor allem in Vietnam, anheizen.

Die Diplomaten taten sich schwer. In jedem der großen ASEAN-Staaten haben Bürgerkriege und Staatsstreiche bitteren Antikommunismus hinterlassen. In Indonesien löschten 1965 die Führer der Armee mit der größten kommunistischen Partei außerhalb der Staaten des Kommunismus auch Sukarnos Achse Dja-

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karta-Peking aus. Auf den Philippinen kämpfen in Rückzugsgebieten noch die prochinesisohen HUKS gegen das Regime des Präsidenten Markos. In Malaysia hält auf Borneo und entlang der nördlichen Grenze •• noch eine prochinesische Befreiungsarmee das Feuer glosend.

Jetzt ist aber die Treue der Kommunisten in diesen Ländern einer starken Zerreißprobe ausgesetzt. Über die Köpfe ihrer Getreuen hinweg verhandeln die chinesischen Kommunistenführer in Malaysia mit UMNO, der antikommunistischen und antiohinesischen Malaiischen Staatspartei, in Indonesien mit den Kommunistenliquidierern um Präsident General Suharto, auf den Philippinen mit dem antikommunistischen Feuerfresser Markos. Der malaiische Freiheitssender sendet zwar noch aus China — doch in enttäuschend sanften Tönen. Aber in den Waffenlagern der kommunistischen Guerilleros gibt es seit zwei Jahren keinen Nachschub aus China mehr. Wer dort noch Kommunist ist, erfährt, daß, wie überall, spätestens mit dem Sieg der Revolution der „Revisionismus“ einsetzt, zuerst als Pragmatismus in der Außenpolitik, als Zynismus gegenüber den Genossen nach gescheiterten Revolutionen. In einem verzweifelten Aufbäumen töteten Malaiische Guerilleros nach Tun Razaks Rückkehr aus China die fünf höchsten Polizei- und Anti-guerillakommandainten vor dem I\e-gierungspalast in Kuala Lumpur.

Peking geht es freilich um viel. Diese Staaten der ASEAN sind Chinas Vorfeld in den südwestlichen Gewässern, die Barriere zwischen dem Indischen Ozean und dem Süd-chinesisohen Meer. Im Bereich dieser malaiischen Staaten liegt der Knotenpunkt der Seewege zwischen West und Ost und hier lag auch der Hitzepol des amerikanisch-japanischen Krieges. Und die ersten Anzeichen eines chinesischen Wohlwollens für die antikommunistischen Regierungen dieser Region verrieten schon das Interesse Pekings an der Zonenpolitik. 1971 brachte Suhartos

Anspruch auf das Kontrollrecht über die Straße vori* Malakka nach sechs Jahren wüster Beschimpfung plötzlich überschwengliches Lob aus Peking. Da alle revolutionären Umsturzversuche gescheitert sind, muß Peking Einvernehmen mit jenen Mächten anstreben, die nicht nur die Straße von Malakka, sondern alle Passagen kontrollieren.

Die Stabilität der regionalen Abschirmungspolitik liegt aber in der Stabilität der regionalen Wirtschaft und der regionalen Regierungen. China hat ein gesundendes Vorfeld. Das ASEAN-Rohstoffland Malaysia, das ASEAN-Erdöl- und Investitionsland Indonesien, und seit kurzem selbst die Philippinen sind emportauchende Inseln des beginnenden Wohlstandes im Meer der asiatischen Wirtschaftslabilität. Peking nützt den Chinahandel aus, die Wirtschaftsentwicklung in diesen Ländern mit dem eigenen Fundus zu koppeln. Und Peking läßt sich in

seinen regionalpolitischen Plänen durch die Unterdrückung chinesischer Minderheiten in den Nachbarländern ebensowenig stören wie durch Kommunistenverfolgungen. Nur der ASEAN-Stadtstaat Singapur, unter sozialistisch-antikommunistischer Führung hält zur neuen Regionalpolitik wie zu allen anderen Gruppenbewegungen auf der Welt Distanz und wartet'ab.

So baut Peking östlich der labilen Operationsgebiete Moskaus nun seine Zone der regionalen Sicherheit durch eine Politik der Interessengemeinsamkeit an einer regionalen Neutralität aus. Für die Stabilität der Regime dieser Zone wird Peking sicher Sorge tragen. Überall, in Südasien, in Indochina, in der malaiischen Welt, wird das Tempo der Vorbereitungen für eine neue Epoche beschleunigt: Für die Zeit nach der Wiedereröffnung des Suezkanals.

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