6828735-1974_26_07.jpg
Digital In Arbeit

Sogar für die NATO...

Werbung
Werbung
Werbung

Peking versucht, den Prozeß der Entspannung in Europa nicht nur in Mißkredit zu bringen, sondern auch zu hemmen.

Die Besserung der französischsowjetischen Beziehungen als Ergebnis der Bemühungen der Sowjetregierung und der realistischen Politik Frankreichs hat von den ersten Schritten an in der chinesischen Hauptstadt eine negative Reaktion hervorgerufen. Die chinesische Seite richtete ihre diplomatischen Bemühungen auf die Untergrabung des konstruktiven Dialogs der beiden Länder. Zu diesem Zweck wurde die Taktik der Einschüchterung Frankreichs mit der angeblich von der Sowjetunion und den Ländern der sozialistischen Gemeinschaft ausgehenden Gefahr angewandt. Jedoch weder die propagandistischen Ausführungen in der chinesischen Presse noch die unverhüllten Versuche der Staatsmänner der VR China führten zu den für Peking erwünschten Ergebnissen.

Nicht geringere Feindseligkeit ruft in Peking der Prozeß der Normalisierung der Beziehungen der BRD mit der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Ländern Europas hervor. Peking reagierte kühl auf den Abschluß der Verträge der BRD mit der UdSSR, der Volksrepublik Polen, der CSSR; gleichzeitig begann es demonstrativ einen Dialog mit dem Gegner der „Ostpolitik“ G. Schröder, der im Juli 1972 in die VR China eingeladen wurde. Seither gibt es nicht wenige Tatsachen, die zeigen, daß die westdeutschen Revanchisten und die Pekinger Führer auf gleiche Weise die Entwicklung der Beziehungen der BRD zu den Ländern der sozialistischen Gemeinschaft stören wollten. Aber allem Anschein nach konnte dieses in-offiizielle Bündnis keinen ernsten Einfluß haben.

Peking stellt sich auch die Aufgabe, einen Keil zwischen die Beziehungen der UdSSR und der anderen sozialistischen Staaten mit den führenden westeuropäischen Ländern sowie mit den kleinen und neutralen Ländern Europas zu treiben. Dazu propagiert es besonders aufdringlich die These von der „sowjetischen Ge-

fahr“ und bemüht sich, diese Länder mit der Behauptung abzuschrecken, daß „sie ihre Unabhängigkeit und Souveränität verlieren werden“. Bezeichnend ist, daß die Führer der VR China heute die Gefahr für die Unabhängigkeit der kleinen Länder Europas seitens der NATO, der USA und anderer führender Westmächte nicht sehen. Und das ist nur natürlich, denn, wie Tschu En-lai unlängst zugab, hat die chinesische Führung ihre Einstellung zu dieser militärischen Organisation geändert und tritt jetzt für eine Verstärkung der NATO auf.

Aus all dem wird klar, weshalb Peking, das Anspruch auf die Rolle eines Verteidigers der Unabhängigkeit der kleinen Länder des Mittelmeerraumes erhebt, eine unangebrachte Zurückhaltung äußert, wenn beispielsweise Malta die Forderung erhebt, den Militärstützpunkt der NATO auf seinem Gebiet zu liquidieren, oder wenn Island die Frage der Beseitigung des amerikanischen Militärstüntzpunktes aufwirft. Es ist ganz klar, daß die chinesischen Fuhrer nicht um die Interessen der „kleinen und mittleren Länder“ Westeuropas besorgt sind, sie wollen nur die Spannung in den Beziehungen der genannten Länder der sozialistischen Gemeinschaft steigern.

Peking tritt als Gegner einer Verbesserung der bilateralen Beziehungen zwischen den Ländern West- und Osteuropas auf, es unternimmt aktive Bemühungen zur Diskreditierung der Gesamteuropäischen Sicherheitskonferenz und der Verhandlungen über den Abbau der Rüstungen und Streitkräfte in Mitteleuropa, mit denen die europäischen Völker die Möglichkeit einer weiteren Entspannung auf dem Kontinent verknüpfen.

Gerade deshalb unterstützt die chinesische Propaganda auch in verstärktem Maße die Appelle der NATO-Generale über die Notwendigkeit der Erhöhung der Militärausgaben unter dem Vorwand, daß Westeuropa angeblich „über sein genügendes Potential für die Verteidigung verfügt“.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung