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Washington irrt in Südamerika

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Die Vereinigten Staaten scheinen ] in der Fehleinschätzung ihrer Ge- i folgschaft in Lateinamerika in einen i ähnlichen Irrtum verfallen zu sein, . wie er ihnen in Vietnam zum Ver- : hängnis geworden ist.

Der nordamerikanische Unter- 1 Staatssekretär Covey T. Oliver, der ’ für die „Allianz für den Fortschritt“ zuständig ist, erklärte, daß sich dieser Zehnjahresplan, von dem inzwi- sehen mehr als die Hälfte abgelaufen ' ist, gefestigt habe und nur eine „Clique“, die „wie die Dinosaurier 1 bereits ausgestorben oder Im Aussterben begriffen sei“, auf ihren Privilegien bestehe und ihm Widerstand leiste.

Nun ist es gewiß richtig, daß, wie der Sonderbotschafter für lateinamerikanische Fragen, Milton Eisen- : hovoer, kürzlich erklärte, verstei- • nerte Strukturen in Lateinamerika überleben, „die die Revolution wahrscheinlich machen“.

......

Agrarreform tabu!

Die nordamerikanischen Planer der „Allianz für den Fortschritt“ hatten als ihr wichtigstes Ziel pro klamiert, daß die Latifundien, deren ungenügende Ausnutzung die Hauptursache der tragisch-unzulänglichen Agrarproduktion darsteile, binnen zehn Jahren geteilt würden. Diese Agrarreform ist, wenn man von Chile absieht, unter dem Einfluß der „Allianz für den Fortschritt“ nirgends ernsthaft in Ang-iff genommen worden. In Argentinien ist das Wort Agrarreform so „tabu", daß nicht einmal der linksbürgerliche „volksradikale“ Präsident Dr. Artūro Illia es wagte, sie auch nur durch eine höhere Besteuerung des unzureichend genutzten Bodens anzustreben.

In Brasilien sind, wie in vielen anderen Staaten, Gesetze über die Agrarreform angenommen, die vor allem für das nordöstliche Hungergebiet, eine der neuralgischen Zonen Lateinamerikas, von außerordentlicher Bedeutung sind. Zwar wendet die Regierung riesige Beträge zur Förderung dieser Zonen auf. Neuartige Bewässerungsanlagen sollen im März in Betrieb gesetzt werden. Die zuständige Notstandsbehörde „Sudene“ hat sich das Ziel gesetzt, 1968 pro Tag eine neue Fabrik ins Leben zu rufen.

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