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Geruch nach Petroleum

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Als einer der wichtigsten Entwicklungspläne für die Zukunft Lateinamerikas wird zwischen fünf Staaten (Argentinien, Brasilien, Uruguay, Paraguay und Bolivien) die gemeinsame Ausbeutung des Rio-de-la-Plata-Beckens, des größten in der Welt nach dem Amazonasgebiet, in feierlichen Reden proklamiert. Durch ihn sollen vor allem die Verbindungswege und Energiequellen integriert werden. Wie weit aber die Realität von diesen erklärten Absichten entfernt ist, zeigt die Auseinandersetzung zwischen Argentinien und Uruguay um die Souveränität im Rio de la Plata und die scharfen argentinischen Proteste gegen die Ausnutzung des Paranäflusses für die neuen brasilianischen Wasserkraftwerke.

bildet die vitale Zufahrtsstraße zu dem uruguayischen Hafen Montevideo und dem argentinischen Buenos Aires. Obwohl er an der Mündung 260 Kilometer breit ist, ist der Schiff-fahrtskanal, der in einer Entfernung von 10 Meilen an der uruguayischen Küste entlangführt, sehr schmal. In Uruguay ist man der Ansicht, daß der Kanal der Souveränität dieses Landes unterstehe. In Argentinien erklären die Nationalisten, daß der Rio de la Plata ein argentinischer Fluß sei, während die „offizielle Ansicht“ von einem „condomino“ („Mitbesitz“) ausgeht, bei dem aber Argentinien jedenfalls den Kanal beherrscht.

Als kürzlich ein argentinischer Lastkahn im Kanal auflief, brachte die argentinische Marine eine Leuchtboje an. Nunmehr kam die uruguayische und legte auch ihre Boje. Im uruguayischen Parlament sprach man von der verletzten Souveränität. Aber es geht um mehr. Im Rio de la Plata sollen unweit von Punta de] Erste (der uruguayischen Halbinsel an der Mündung) große Petroleumvorkommen festgestellt worden sein. Die uruguayische Regierung hat eine internationale Ausschreibung erlassen, nach der sich die ausländischen Petroleumgesellschaften um die Erforschung der Erdöllager bewerben sollen. Die argentinische Regierung betrachtet dies als einen „unfreundlichen Akt“. Montevideo ist in Brasilia und in Washington vorstellig geworden. Die USA haben Uruguay ein modernes Küstenwachschiff geschenkt, wahrscheinlich, weil ihre Petroleumgesellschaften an dem Vorhaben stark interessiert sind. Die gemeinsame uruguayisch-argentinische Kommission wird über die Rechtsfragen, die sich aus diesem Konflikt ergeben, beraten. Aber man wird sich leichter über die Bojen einigen als über das Petroleum.

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